In weite Ferne gerückt ist uns Gegenwärtigen das goldene Zeitalter der Musik. Ein volles Jahrzehnt hat sich erfüllt, seit wir den hundertjährigen Geburtstag seines letzten und vornehmsten Repräsentanten, Ludwig van Beethoven, des größten Tonschöpfers nicht allein unsers Volkes, sondern aller Völker und Zeiten, festlich begingen. Nicht wie Mozart, in der Blüte der Jahre, schied er aus diesem Leben. Doch noch in voller Manneskraft, neue kühne Entwürfe planend, ward er vom Tod hinweggerafft, zu früh für den überquellenden Reichthum seines Genius, zu früh auch für die Welt, die er mit königlicheren Gaben beschenkte als je ein Anderer. Und dennoch hatte sie ihm selten ein lächelndes Antlitz gezeigt, so lange er hienieden weilte. Hart und rauh gebettet hatte ihn das Schicksal von Kindheit an, gleichsam zur Buße dafür, daß es ihn mit seiner höchsten Weihegabe, dem Genie, überschwänglich gesegnet. Frohsinn und Jugendglück, Liebe und ebenbürtige Freundschaft, Ehe- und Familienleben, eine nach außen fest begründete, sorglose Existenz blieben ihm Zeit seines Lebens fremde, nie besessene Güter; nur kalten Ruhm – und selbst den nicht sonderlich freigebig – bot die Welt seinem großen Herzen, das mit all' seinem Liebesverlangen tief einsam blieb. Auch das, was Anderen zur Befreiung und Erlösung, zum lauteren Segensquell wird: das Glück des Schaffens, ward ihm vergällt durch jenes tragische Geschick, das ihn, den überschwänglich Tönereichen, zugleich zum Bettlerfremdling im Reich der Töne machte. Daß er das Göttlichste, was er uns geoffenbart, niemals mit seinem eigenen Ohr vernommen, daß er sich inmitten einer für ihn verstummenden Welt begnügen mußte mit dem lautlosen Tonspiel seiner Phantasie: das ist's, was seine Gestalt, die heroischste, zugleich zur tragischsten macht, welche die Geschichte der Tonkunst kennt. Aber gerade in der tiefsten Vereinsamung gelangte er zur Vollendung seiner selbst. Ungestört vom Geräusch des Lebens, einzig noch den Harmonien seines Innern lauschend, erlebte er seine eigensten Erfahrungen und sprach sie in höchsten, ewig gültigen Offenbarungen aus, wie sie seine letzten und größten Werke enthalten. So liegt in der Tragik seiner Erscheinung zugleich die eigenthümliche Größe derselben begründet, auf die, treffender als auf irgend eine andere, der Ausspruch Richard Wagner's Anwendung findet: »Glücklich das Genie, dem nie das Glück lächelte! Es ist sich selbst so ungeheuer viel; was soll ihm das Glück noch sein?«

Und welch' ein Vermächtniß hinterließ uns der Meister, ob es ihm auch nicht beschieden war, sein Dasein ganz und voll bis an die dem Menschen gemeinhin gesteckte Grenze auszuleben! Wo begegnen wir einem gigantischeren Künstlertagewerk als dem seinen? Zu höchsten Höhen empor führte er seine Kunst, der Vollender der erhabensten Formen, die das Gebiet der Töne umfaßt. Die kirchliche und die dramatische, die Orchester-, die Kammer- und die Vocalmusik haben keine höheren Muster ihrer Gattung aufzuweisen als die, welche seine Meisterhand gebildet. Noch keinem Sterblichen ward es gegeben, in erschütternderer Sprache zu unserm Herzen zu reden, Keinem, von Freude und Schmerz in verklärteren Hymnen zu singen; Keinem, hinabsteigend in die Tiefen der Menschenbrust, die unaussprechlichsten Geheimnisse derselben, ihr heiligstes Empfinden also zu künden. So erlauchte Namen auch die Geschichte der Tonkunst vor und nach ihm nennt, es ist keiner unter ihnen allen, der hinanreichte an seinen Glanz, seine Hoheit; keiner, der sich nicht demuthsvoll neigen müßte vor seiner Universalität. So Herrliches uns auch die Unsterblichen Händel und Bach, Gluck und Haydn verliehen, Natur und Verhältnisse wiesen jeden von ihnen doch in bestimmte Schranken, Neigung und Begabung ließen jeden nur in bestimmter Richtung Vollkommenes erzeugen. Beethoven aber umfaßte, wie gleich ihm nur Mozart, das All der Töne; er gab uns in jeder Richtung Vollkommenstes, Vollkommeneres auch als jener, weil sein Geist gewaltiger, weitschauender angelegt, seine Seele mehr erfüllt war von heiligem Ernst, erhabenem Kampfesmuth und weltverachtender Resignation, die ihn ganz Künstler sein und seines Menschseins nahezu vergessen ließ.

Sehen wir seine Werke an, wie sie ihn in steter Steigerung und Vollendung seines Künstlerthums, in unablässigem Ringen und Fortschreiten nach letzten und höchsten Zielen uns vor Augen stellen, bis er, seine hohe Mission vollendend, ganz in sich gekehrt, die volle Erkenntniß seiner selbst und des inneren Wesens aller Dinge findet und das Geheimniß des Welträthsels in höchsten Offenbarungen kundthut! Wo bietet die Kunstgeschichte das Beispiel eines ähnlichen Fortschritts in der Entwickelung eines Einzelnen? Ist es nicht vielmehr, als hätte dieser wunderbar erleuchtete Geist die Entwickelung von Generationen beschleunigt in sich durchlebt? Weit, weit voran schritt er dem Vermögen seiner Zeit, mit prophetischem Blick kommende Bedürfnisse und Wandlungen voraus erkennend. Formell und ideell erweiterte er die Sphäre seiner Kunst. Dem neuen Geistesgehalt gemäß mußte auch die Form sich erneuen und verjüngen.

So erscheint, wenn in seinen früheren Werken noch beide sich gleichmäßig decken, in seinen späteren Gestaltungen die Form der Idee untergeordnet, derart, daß diese die bestimmende, jene die bestimmte wird. Musik und Leben, Kunstwerk und künstlerische Persönlichkeit brachte er in ein bezügliches Verhältniß; er eroberte der instrumentalen Kunst das Gebiet des Gedankens, zog die Unendlichkeit in ihr Bereich. Solchergestalt ward er, das gekrönte Haupt der mit ihm abschließenden glorreichen classischen Musikepoche, zugleich der Mittel- und Ausgangspunkt der neueren romantischen Richtung, die, in Nachfolge auf der von ihm eröffneten Bahn, in Vergeistigung der Tonkunst ihre Aufgabe erblickt. Er bleibt auch der eigentliche Lehrer und Meister der Zukunft. In einsamer Größe Alle überragend, die vor und nach ihm kamen, so sah ihn die Vergangenheit, so sieht ihn die Gegenwart und werden ihn auch kommende Geschlechter sehen. Vom Zeitenwandel bleibt er unberührt, denn er sprach das Ewige der Menschheit aus.

Nirgendwo finden wir den Geburtstag Ludwig van Beethoven's genannt; erwiesen ist nur, daß er am 17. December des Jahres 1770 die Taufe empfing. Obwol einer aus Belgien in den Niederlanden eingewanderten Familie entstammend, stand seine Wiege doch in Bonn, am deutschen Strom. Sein Großvater, mit dessen Namen Ludwig zugleich die in der Familie erbliche musikalische Begabung auf ihn übergegangen war, hatte, noch jung an Jahren, seine und der Seinen Heimat, Antwerpen, verlassen und sich am Rheine angesiedelt, woselbst er das Amt eines kurfürstlich cölnischen Capellmeisters bekleidete. Auch dessen Sohn, Johann van Beethoven, der Vater des großen Ludwig, war, wie viele seiner Vorfahren, Musiker seines Zeichens; auch er stand, und zwar als Hoftenorist, in Diensten des geistlichen Fürsten, der zu jener Zeit zu Bonn residirte. Das dürftige Einkommen, das er in dieser Eigenschaft genoß – es betrug nicht mehr als 200 Reichsthaler jährlich – bedingte von Anbeginn eine um so größere Einschränkung seines Haushaltes, als auch seine Frau, Maria Magdalena Laym, geborene Kewerich aus Ehrenbreitstein, die er als junge Wittwe eines kurtrier'schen Leibkammerdieners heimgeführt hatte, bescheidenen Verhältnissen entstammte. Während uns diese aber, ob der Vorzüge ihres Herzens und sanften Wesens, allseitig gerühmt wird, schildern ihn seine Zeitgenossen wol als »guten Musiker«, aber als »geistig und sittlich wenig ausgezeichnet« und überdem mit dem Laster der Trunksucht behaftet, das ihm von seiner Mutter überkommen war. Hatte die Letztgenannte dieser unseligen Leidenschaft in einer Weise gefrönt, die sie ihre häuslichen und mütterlichen Pflichten gänzlich verabsäumen und schließlich in ein Kloster gesperrt enden ließ, so war auch bei ihrem Sohn völlige Zerrüttung seines Wohlstandes die unausbleibliche Folge.

So kam es, daß nach dem Tode des alten, allgemein geachteten Capellmeisters, an dem sein dreijähriger Enkel schon mit inniger Liebe hing, Noth und Bedrängniß immer gebieterischer Einkehr hielten im Hause des Sängers. Außer Stande, der wachsenden Verkommenheit seiner Lage aus eigner Kraft zu steuern, mußte es ihm um so willkommener sein, in seinem Sohn Ludwig schon in frühester Jugend die unzweideutigen Spuren eines auffallenden Talentes wahrzunehmen. Eigennützig beschloß er, dasselbe für seine Zwecke auszubeuten.

Beethoven selbst hat es ausgesprochen, wie »mit seinem vierten Jahre die Musik die erste seiner jugendlichen Beschäftigungen zu werden begann«, und Schlosser [1], der früheste, wenn auch keineswegs immer zuverlässige Biograph des Meisters, erzählt, es sei des vierjährigen Knaben größtes Vergnügen gewesen, dem Vater zuzuhören, wenn er sich zu einem Vortrag am Clavier vorbereitete. »Er eilte dann von seinen Gespielen weg, hörte unter Freudenbezeugungen zu, und bat den Vater immer noch länger fortzufahren, wenn er endigen wollte. Die höchste Lust wurde ihm aber gewährt, wenn ihn der Vater auf den Schos nahm und durch seine kleinen Finger den Gesang eines Liedes auf dem Clavier begleiten ließ. Bald begann der Knabe eine Wiederholung dieses Spiels allein zu versuchen, und dieses glückte ihm im Anfange des fünften Jahres so gut, daß nun auf ernstlichen Unterricht gedacht werden mußte.« So begann er erst spielend das Clavier- und Geigenspiel unter Leitung des Vaters. So lange es eben beim Spiel blieb, gefiel es dem Knaben gar wohl; bald aber sollte sich der Scherz in bitteren Ernst verwandeln. Als mit der Geburt zweier Söhne, Carl und Johann, die väterlichen Sorgen sich mehrten, strebte der Vater schneller zum Ziele zu kommen, um, nach dem Vorbild Mozart's, seinen Sohn als Wunderkind der Welt zu präsentiren. Mit Härte und Strenge, unter Schelten und Schlägen trieb er nun den Knaben vom Spiel der Gefährten hinweg zu seinen Aufgaben, die er oft unter hellen Thränen lernte. Erfolglos blieben die Versuche der Freunde und der sanften Mutter, ihn zu größerer Milde gegen sein Kind zu bewegen. Er beharrte bei seinem rauhen System, indeß die nur zu empfindliche Kindesseele sich mehr und mehr in sich selbst zurückzog bei der unsanften Berührung, und sich nach außen hin verschloß, um jene früh empfangenen, gewaltsamen Eindrücke in unverwischbaren Spuren ein ganzes Leben hindurch an sich zu tragen.

Seinen Zwecken freilich brachte ihn ein solches Verfahren augenscheinlich näher. Die zunehmende Fertigkeit des kleinen Ludwig erregte das Staunen seiner Umgebung, und seiner Vaterstadt galt er in der That bald als Wunderkind. Bereits in seinem neunten Jahre wußte er Compositionen Haydn's, Mozart's und Clementi's auf einem alten Federflügel sehr gut vorzutragen. Allmälig drängte sich inzwischen Johann van Beethoven die Erkenntniß auf, daß sein talentvoller Sohn zur weiteren Schulung einer entsprechenderen Lehrkraft bedürfe, als der seinen, und so gewann er, da ein anderer Lehrer seinen Mitteln unerreichbar blieb, den Tenoristen Pfeiffer für den Unterricht desselben. Sehr pädagogisch freilich verfuhr derselbe nicht. Oft wenn er in später Nacht mit Ludwig's Vater aus dem Weinhaus kam, wurde der Knabe aus dem Bette geholt und bis zum Morgen am Clavier festgehalten. Nichtsdestoweniger wird er als »höchst genial« und »ein trefflicher Künstler« bezeichnet, und gewiß ist, daß sein Schüler ihm Manches, wenn auch sicherlich nicht »das Meiste« verdankt, wie Wegeler, einer seiner ersten Biographen [2], meint. Daß Beethoven ihm wenigstens auch in der Folge dankbar geblieben, bezeugt, daß er ihn, als er im Alter in Dürftigkeit kam, durch eine Geldsendung unterstützte. Nach Pfeiffer's Weggange von Bonn übernahm der Hoforganist van den Eeden die Leitung Ludwig's und zwar zuerst unentgeltlich. Später mußte er, auf besonderen Befehl des musikliebenden Kurfürsten Maximilian Friedrich, der sich für den genialen Knaben interessirte und sich öfters von ihm vorspielen ließ, ihm täglich eine Lehrstunde ertheilen, und neben dem Clavier zugleich im Orgelspiel unterweisen. In noch fürsorglichere Hände aber ging Ludwig's musikalische Erziehung nach Eeden's Tode über, indem dessen Nachfolger, der bisherige Musikdirector des kurfürstlichen Theaters, Hoforganist Neefe, ein geborener Sachse und eifriger Zögling der Bach'schen Schule, seine weitere Ausbildung übernahm.

Mit ihm ward der hervorragendste Musiker der Stadt, der sich als Componist und trefflicher Orgel-, Clavier- und Violinspieler allgemeinster Anerkennung erfreute und von einer ebenso tief wissenschaftlichen, als allgemein menschlichen Bildung unterstützt wurde, Ludwig's Lehrer. Seines Zöglings technische Fertigkeit, vornehmlich mit Hülfe von Bach's wohltemperirtem Clavier, emsig fördernd, führte er ihn auch in die Geheimnisse des Generalbasses und der Compositionslehre ein, und wenn auch ein von Seyfried mitgetheiltes Autograph Beethoven's die selbstbewußten Worte enthält: »Ich brauchte wegen mir selbst beinahe dieses nie zu lernen, ich hatte von Kindheit an ein solch zartes Gefühl, daß ich es ausübte, ohne zu wissen, daß es so sein müsse oder anders sein könne«, so bekundet doch andererseits ein von Wien datirter Brief an seinen Lehrer die dankbare Erkenntlichkeit, die ihm die Worte dictirte: »Ich danke Ihnen für Ihren Rath, den Sie mir sehr oft bei dem Weiterkommen in meiner göttlichen Kunst ertheilten. Werde ich einst ein großer Mann, so haben auch Sie Theil daran.«

Im Jahre 1781 konnte er bereits sein Licht in der Fremde leuchten lassen. Auf einer Reise nach Holland, die er, wie Thayer, Beethoven's neuester verdienter Biograph, uns unterrichtet[3], in Begleitung seiner Mutter unternahm, spielte er in »großen Häusern und setzte die Leute durch seine Fertigkeit in Erstaunen.« Beredt genug zeugt überdies für seine Fortschritte unter Neefe's Leitung, daß dieser, als eine längere Abwesenheit ihn von Bonn fern hielt, den elfjährigen Knaben zu seinem Vicar im Orgeldienst bestellte, wie er ihm auch schon im nächstfolgenden Jahre (1783) eine Anstellung als Cembalist im Orchester vermittelte.

Als Resultat der Compositionsstudien seines Schülers veröffentlichte Neefe 1783 »zur Ermunterung« desselben neun Variationen über einen Marsch, denen bald drei Claviersonaten (Es-dur, F-moll, D-dur, ohne Opuszahl), ein Rondo und einige Lieder folgten. Auch die als op. 33 herausgegebenen Bagatellen, eine zweistimmige Fuge, ein Clavierconcert (1784), drei Clavierquartette (1785), die später zu den Sonatenop. 2 benutzt wurden, Präludien, ein Ritterballet für Graf Waldstein (1789), das Es-dur-Trio op. 3 und zwei Cantaten (auf den Tod Kaiser Joseph's und auf Leopold II.) gehören in die Bonner Zeit. Die Sonaten sind seinem hohen Protector, dem Kurfürsten, gewidmet und stehen an Bedeutung den gleichzeitigen Erzeugnissen ihres jugendlichen Schöpfers entschieden voran. Nicht nur, daß in ihnen schon eigene Ideen Gestalt gewinnen – bei einem Genie wie Beethoven möchte uns das kaum Wunder nehmen –, mehr noch überrascht die Sicherheit der Formbeherrschung, die Klarheit und Ebenmäßigkeit, mit der die Gedanken zur Erscheinung kommen: ein Verdienst, das freilich wol in erster Linie auf Neefe's kundige Leitung zurückzuführen ist. Hören wir doch der »hohen Excentricität« und Originalität des Kunstjüngers zu nachdrücklich Erwähnung thun, als daß wir eine derartige Entwickelung seines Formensinns lediglich als natürliche Gabe voraussetzen dürften.

Von der früh ausgebildeten Eigenart seines Wesens wird uns durch die Feder seiner Freunde, unter denen die vornehmste Stelle Wegeler gebührt, Mancherlei berichtet. Still, in sich gekehrt, trotzig, stolz und ungefüg, war schon der Charakter des Kindes nicht das, was man liebenswerth nennt. Wie seiner Jugend eben der Sonnenschein gemangelt, so entbehrte auch sein Wesen der sonnigen Eigenschaften, die berufen sind, Licht und Heiterkeit um sich her zu verbreiten. In ihrem Keime ertödtet durch die Härte des Vaters und die trübseligen Verhältnisse des Hauses wurden der Frohmuth und die kindliche Unbefangenheit seiner Natur, und mit Bitterkeit und Menschenverachtung füllte sich das junge Herz. Selbst seiner milden, sanften Mutter, an der er voll Zärtlichkeit hing, gebrach zugleich mit dem Fundament tieferer Geistesbildung die Macht, die finsteren Eindrücke aus seiner Seele zu bannen und ihn mit den Widerwärtigkeiten seiner Umgebung zu versöhnen. So fand sich Beethoven schon in erster Jugendfrühe darauf angewiesen, in der eignen Innenwelt Ersatz zu suchen für das, was ihm die Außenwelt versagte, und sich in seiner Phantasie ein Reich zu bauen, das nichts wußte von den beengenden Fesseln und Kümmernissen seines äußeren Daseins. Schon der Knabe gewöhnte sich an das, wozu den Mann die harte Noth des Schicksals zwang: sich mehr in sich hineinzuleben und mit den Gestalten seiner Träume zu verkehren, mehr als mit den lebendigen Menschen um ihn her.

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Anmerkungen:

  1. Beethoven's Biographie. Prag, 1828.
  2. Biographische Notizen von Wegeler und Ries. Coblenz. 1838.
  3. Beethoven's Leben. 3 Bde. Berlin, 1866–1879.
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