Dort oben vom Berg, da wehet der Wind

Dort oben vom Berg, da wehet der Wind ist ein Wiegelied aus dem Böhmerwald.

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Musiknoten zum Lied - Dort oben vom Berg, da wehet der Wind

Dort oben vom Berg, da wehet der Wind,
da sitzet Maria und wieget ihr Kind;
sie wiegt es mit ihrer schneeweißen Hand,
drum braucht sie ja immer zum Wiegen ein Band.

Es kommen die Englein und sehen ihr zu
und schützen dem schlummernden Kindlein die Ruh';
sie bringen ihr Blumen vom Paradies,
drum schläft auch das Kindlein so ruhig und süß.

Die Vögel umsingen die Mutter gar fein
und gucken zum Kindlein in die Wiege hinein.
Sie fliegen hinzu und fliegen empor
und singen dann fröhlicher als zuvor.

Dort oben vom Berg, da wehet der Wind ist ein volkstümliches Wiegelied aus dem Böhmerwald. Die textliche Nähe zu anderen Wiegeliedern, insbesondere zu Auf dem Berge dort oben, da wehet der Wind und Auf dem Berge, da gehet der Wind, ist offensichtlich.

Anders als bei der textlichen Verwandtschaft könnte man für dieses Lied einen weihnachtlichen Bezug über die Begriffe »Maria«, »Englein« und »Paradies« herstellen. Und tatsächlich wird Dort oben vom Berg, da wehet der Wind häufig zusammen mit Weihnachtsliedern präsentiert, doch kann auch dieses Lied das ganze Jahr über gesungen werden, denn ein direkter Bezug zur Weihnachtszeit fehlt.

Der Text erzählt uns, dass Maria, oben auf dem Berg sitzend, ihr Kindlein wiegt – mit ihrer »schneeweißen Hand«. Ob diese nun zierlich oder von der Kälte halb erfroren ist, geht aus dem Text nicht hervor. Doch das Band macht das Wiegen ertwas leichter, denn Maria kann bequem sitzen bleiben und muss nur das Band ziehen oder freigeben, um die Wiege mit dem Kind zu bewegen.

Doch Maria bekommt Beistand von Englein. Diese »schützen dem schlummernden Kindlein die Ruh'« und bringen dem Kind Blumen aus dem Paradies, damit es ruhig und süß schlafen kann. Und auch die Vögel »umsingen die Mutter« und schauen in die Wiege zum Kind. Und der Anblick des Kindes macht die Vögel fröhlicher singen. Dies mag im weihnachtlichen Kontext betrachtet ein Zeichen dafür sein, dass die Vögel wie auch die Engel erkennen, dass das Kindlein in der Wiege Jesus ist, Gottes Sohn. Doch das ist bereits recht frei interpretiert, denn der Text selbst gibt diese Verbindung nicht her.

Somit ist letztlich Dort oben vom Berg, da wehet der Wind ein Wiegelied wie so viele andere auch, dessen primärer Zweck es ist, kleine Kinder mit sanfter Stimme in den Schlaf zu singen und zu wiegen. Dennoch ist die textliche Nähe zum weihnachtlichen Geschehen im Stall zu Bethlehem nicht zu übersehen.

Tom Borg, 6. November 2023

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