Auf dem Berge, da gehet der Wind

Auf dem Berge, da gehet der Wind ist ein Weihnachtslied aus Oberschlesien.

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Musiknoten zum Lied - Auf dem Berge, da gehet der Wind

Auf dem Berge, da gehet der Wind,
da wieget Maria ihr Kind
mit ihrer schlohengelbweißen Hand,
sie hat dazu kein Wiegenband.
Ach Joseph, lieber Joseph mein,
ach hilf mir wiegen mein Kindelein."
"Wie kann ich denn dein Kindlein wiegen?
Ich kann ja kaum selber die Finger biegen."
Schum, schei, schum, schei.

Das weihnachtliche Wiegenlied Auf dem Berge da gehet der Wind ist seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Es stammt ursprünglich aus Oberschlesien, ist aber auch in anderen Gegenden mit jeweils, im Detail, leicht abweichenden Textfragmenten überliefert. So wird das Lied auch mit der ersten Zeile »Auf dem Berge, da wehet der Wind« gesungen.

Die Volkskundlerin Ingeborg Weber-Kellermann (Das Buch der Weihnachtslieder, Schott, ISBN 3-7957-8213-9, 8. Auflage, 1994, S. 122f) gibt denn auch einen geringfügig abweichenden Text an:

Auf dem Berge, da gehet der Wind,
da wieget die Maria ihr Kind
mit ihrer schlohengelbweißen Hand,
sie hat dazu kein Wiegenband.
»Ach Joseph, lieber Joseph mein,
ach hilf mir wiegen mein Kindelein.«
»Wie kann ich denn dein Kindlein wiegen?
Ich kann ja kaum selber die Finger biegen.«
Schum, schei, schum, schei.

Der schlesische Text des Weihnachstlieds Auf dem Berge, da gehet der Wind lautet:

Uf'm Berga, da giht dar Wind,
da wiegt de Maria ihr Kind
mit ihrer schlohengelweißen Hand,
se hatt'och derzu keen Wiegenband.
»Ach, Joseph, liebster Joseph mein,
ach, hilf mer wiegen mein Knabelein!«
»Wie kann ich d'r denn dei Knab'la wieg'n!
Ich kann ja kaum salber de Fingerla bieg'n."
"Schum, schei, schum, schei.

Die Krippe als Bettchen für Säuglinge geht zurück auf die Zeit des Heiligen Franz von Assisi. Damals, zu Beginn des 13. Jahrhunderts, wurde es Brauch, die Krippe nicht nur in der Kirche zu verehren, sondern auch in heimischen Wohnungen, wo sie auch gleich für das Wiegen der eigenen Kinder verwendet werden konnte. Dennoch blieben Krippen lange mit dem Gedanken an Jesus verbunden und wurden daher als christlicher Gegenstand für Andachten und Weihnachtsspiele verwendet. Aus jener Zeit stammen die Lieder zum Kinderwiegen, die in späteren Zeiten viel von ihrem religiösen Charkter verloren und zu Schlaflieder für alle Kinder wurden. Dennoch blieben die Wiegenlieder bis heute auch mit Weihnachten verbunden. Insbesondere Auf dem Berge, da gehet der Wind ist bis heute sehr populär und wird zur Weihnachtszeit gerne gesungen. Aufgrund des Dialogs zwischen Maria und Joseph bietet sich das Lied für kindliche Krippenspiele mit Wechselgesang an.

Die Tradition des Lieds Auf dem Berge, da gehet der Wind reicht weit in das 18. Jahrhundert hinein. Aufgezeichnet hatte es einst der Volksliedforscher und -sammler Ludwig Erk aus der Gegend um Reichenbach im Oberschlesischen Gebirge und 1841 veröffentlicht. Bereits 1808 wurde eine Textfassung in Des Knaben Wunderhorn aufgenommen. Das Lied dürfte daher deutlich älter sein. Vor allem die zweite Hälfte des Textes, denn sie zitiert das Weihnachtslied Joseph, lieber Joseph mein, das bereits im 14. Jahrhundert wiederum aus der Gegend um Reichenbach überliefert ist. Heute ist Auf dem Berge, da gehet der Wind im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt.

Tom Borg, 14. September 2023

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