Wohlauf in Gottes schöne Welt

Das Abschieds- und Wanderlied Wohlauf in Gottes schöne Welt dichtete Julius Rodenberg auf eine Melodie die seit Anfang des 19. Jahrhundert bekannt war.

Downloadformate

Musiknoten zum Lied - Wohlauf in Gottes schöne Welt

Wohlauf in Gottes schöne Welt,
lebe wohl, ade!
Die Luft ist warm und grün das Feld,
lebe wohl, ade!
Die Berge glüh'n wie Edelstein,
ich wandre mit dem Sonnenschein,
|: lalalala, lalala,
ins weite Land hinein! :|

Du traute Stadt am Bergeshang,
lebe wohl ade!
Du hoher Turm, du Glockenklang,
lebe wohl ade!
Ihr Häuser alle, wohlbekannt,
noch einmal wink' ich mit der Hand,
|: lalalala, lalala,
und nun seitab gewandt! :|

An meinem Wege fließt der Bach,
lebe wohl, ade!
Der ruft den letzten gruß mir nach,
lebe wohl, ade!
Ach Gott, da wird's so eigen mir,
so milde weh'n die Lüfte hier,
|: lalalala, lalala,
als wär's ein Gruß von dir! :|

Ein Gruß von dir, du schönes Kind,
lebe wohl, ade!
Doch nun den Berg hinab geschwind,
lebe wohl, ade!
Wer wandern will, der darf nicht steh'n,
der darf niemals nach hinten seh'n,
|: lalalala, lalala,
muß immer weiter geh'n! :|

Julius Rodenberg dichtete das Abschieds- und Wanderlied Wohlauf in Gottes schöne Welt um 1850 auf eine Melodie die seit Anfang des 19. Jahrhundert bekannt war. Erstmalig war sie dem Lied »Als ich an einem Sommertag im grünen Wald im Schatten lag« unterlegt. Wenig später taucht sie in Erks/Böhmes Liederhort auf mit der Anmerkung: »Aus Franken vor 1820«.

Rodenbergs Text wurden von der frühen Jugendbewegung aufgegriffen und mehrfach vertont. Die Worte »Wohlauf in Gottes schöne Welt« trafen damals auf eine Jugend, die es hinauszog in die Welte Welt. Ohnehin war es damals noch üblich, dass ein Handwerker in die Fremde zog, um zu lernen – in anderen Städten und Landstrichen und von anderen Meistern. Zu diesem Thema sind unzählige Lieder überliefert, vom allerorten bekannten Das Wandern ist des Müllers Lust bis hin zu Es, es, es und es. Wandern war damals ein erster Schritt zum Erwachsenwerden.

Somit heißt es für den Wanderer immer wieder Abschied nehmen von Freunden und Lehrmeister. »Du traute Stadt am Bergeshang, lebe wohl ade! « heißt es in der zweiten Strophe unseres Lieds. Die wohlbekannte Heimat, der Wanderer muss sie hinter sich lassen.

Immer weiter ging die Wanderschaft, bis der Junge zum Mann wurde und heimkehrte mit Hoffnung, dass seine Liebste noch immer treu auf ihn wartet, was aber nicht immer der Fall war, wie so manches traurige Liebeslied belegt.

Mit Wanderschaft einher geht die Liebe zur Natur, das Staunen angesichts der Schönheit der Natur. Damals nahmen die Menschen die Natur noch anders wahr, intensiver; man war sich bewusst, dass man von der Natur – im Guten wie im Übel – abhängig war. Die Menschen waren der Natur damals schutzlos ausgeliefert. Aber sie wussten auch den Segen der Natur zu schätzen. Nicht nur die Früchte auf Bäume, Sträucher und Felder. Auch die reine Schönheit der Natur konnte die Menschen damals begeistern. Und das Entdecken dieser Schönheit, Neues entdecken, das verband das Nützliche mit dem Angenehmen: Die Wanderschaft zum Zwecke des Lernens und die Erfahrung der Natur. Ein langer Weg, oftmals ohne Ende und Wiederkehr, einfach immer weiter, so wie Julius Rodenberg dichtete: »Wer wandern will, der darf nicht steh'n, der darf niemals nach hinten seh'n, muss immer weiter geh'n!«

Tom Borg, 28. April 2023

 Top