Das Wandern ist des Müllers Lust

Wilhelm Müller schrieb das Gedicht Das Wandern ist des Müllers Lust 1821. Populär wurde es mit Carl Friedrich Zöllners volksliedhafter Melodie.

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Musiknoten zum Lied - Das Wandern ist des Müllers Lust

Das Wandern ist des Müllers Lust,
das Wandern.
Das muß ein schlechter Müller sein,
dem niemals fiel das Wandern ein,
das Wandern.

Vom Wasser haben wir's gelernt,
vom Wasser:
Das hat nicht Rast bei Tag und Nacht,
ist stets auf Wanderschaft bedacht,
das Wasser.

Das sehn wir auch den Rädern ab,
den Rädern:
Die gar nicht gerne stille stehn,
die sich mein Tag nicht müde drehn,
die Räder.

Die Steine selbst, so schwer sie sind,
die Steine,
sie tanzen mit den muntern Reih'n
und wollen gar noch schneller sein,
die Steine.

O Wandern, Wandern meine Lust,
o Wandern!
Herr Meister und Frau Meisterin,
laßt mich in Frieden weiter ziehn
und wandern.

Das Gedicht Das Wandern ist des Müllers Lust schrieb der deutsche Dichter Wilhelm Müller (1794-1827) im Jahr 1821 unter dem Titel Wanderschaft. Bereits 1823 wurde das Gedicht vom österreichischen Komponisten Franz Schubert als Teil des Liederzyklus Die schöne Müllerin vertont. Populär wurde es jedoch erst 1844 nachdem der Leipziger Musiklehrer Carl Friedrich Zöllner (1800-1860) dem Gedicht eine volksliedhafte Melodie in Form eines vierstimmigen Chorsatzes unterlegte.

Heute gehört Das Wandern ist des Müllers Lust zu den beliebtesten deutschen Volksliedern. Viele namhafte Künstler haben dieses Lied gesungen. Darunter Heino und Cindy & Bert, Hannes Wader und Herrmann Prey, sowie die Kinderstars Heintje und Andrea Jürgens. Auf Youtube wird das Lied häufig als Kinderlied bezeichnet, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass Das Wandern ist des Müllers Lust gerne in Kindergärten und Schulen gesungen wird. Schließlich handelt es sich um das wohl meistgesungene deutschsprachige Wanderlied.

Eine der häufigsten Fragen, die von Kindern gestellt wird, ist: warum wandert der Müller überhaupt? Warum arbeitet der nicht in seiner Mühle? Nun, unser Müller ist noch kein Meister, sondern ein Geselle, der sich sein Recht auf einen Meistertitel erst noch erwandern muss. Denn in früheren Zeiten waren Handwerker Mitglieder in sogenannten Zünften und mussten deren Regeln beachten. Um sich Meister nennen zu dürfen, musste ein Geselle drei Jahre und einen Tag von Meister zu Meister ziehen. Gearbeitet wurde für Kost und Logis, sowie einen bescheidenen Lohn. Der Sinn dieser Regel war recht einfach: Durch das Wandern sollten die Gesellen möglichst viel herumkommen und möglichst viel von verschiedenen Meistern lernen. Deshalb war es erst nach Ableisten dieser »Lehr- und Wanderjahre« möglich, die Meisterprüfung abzulegen.

Und so wandert auch unser Müller übers Land und kann sich gar nicht vorstellen, etwas anderes zu tun, denn gleich in der ersten Strophe heißt es: »Das muss ein schlechter Müller sein, dem niemals fiel das Wandern ein«.

Tom Borg, 16. August 2023

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