Grün, grün, grün sind alle meine Kleider

Volkstümliches Liebeslied aus dem 19. Jahrhundert, das Berufen eine symbolische Farbe zuordnet.

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Musiknoten zum Lied - Grün, grün, grün sind alle meine Kleider

Grün, grün, grün sind alle meine Kleider;
grün, grün, grün ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles, was so grün ist,
weil mein Schatz ein Jäger, Jäger ist.

Rot, rot, rot sind alle meine Kleider,
rot, rot, rot ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles was so rot ist,
weil mein Schatz ein Reiter, Reiter ist.

Blau, blau, blau sind alle meine Kleider,
blau, blau, blau ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles was so blau ist,
weil mein Schatz ein Matrose ist.

Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider,
schwarz, schwarz, schwarz ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles was so schwarz ist,
weil mein Schatz ein Schornsteinfeger ist.

Weiß, weiß, weiß sind alle meine Kleider,
weiß, weiß, weiß ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles was so weiß ist,
weil mein Schatz ein Müller, Müller ist.

Bunt, bunt, bunt sind alle meine Kleider,
bunt, bunt, bunt ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles was so bunt ist,
weil mein Schatz ein Maler, Maler ist.

Grün, grün, grün sind alle meine Kleider ist ein volkstümliches Liebeslied, das seit Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt ist und Berufen eine symbolische Farbe zuordnet. Diese Form der Farbsymbolik war nicht neu. Bereits im 15. Jahrhundert war die Kombination aus Frabsymbolik und Liebeslyrik bekannt, wie das Lied Nach grüner Farb mein Herz verlangt zeigt.

Heute, im Zeitalter des Social Media und der Vorgabe, dass alles möglich knapp auf den Punkt gebracht und möglichst prägnant optisch gestaltet sein soll, erlebt die Farbsymbolik einen neuen Frühling. Und das nicht nur im Kindergarten, sondern auch auf höchster politischer Ebene. Politik ist nicht mehr gut oder schlecht, sondern grün, rot, schwarz oder braun. Argumente braucht es nicht, Farbe reicht. Doch auch Farben haben ein Verfallsdatum. War die Polizei früher grün (Stichwort: ›grüne Minna‹), so ist sie nun blau, was aber keineswegs den Alkoholpegel der Beamten widerspiegeln soll. Die Feuerwehr kommt rot daher und Medizinisches Personal setzt auf ›sauberes‹ weiß.

Kein Wunder also, dass nicht nur die Farbsymbolik einem ständigen Wandel unterliegt, sondern auch allerlei Zusatzstrophen zum Lied gedichtet wurden. Das merkt man spätestens beim Singen. Denn es gibt zwar verschiedene Melodievarianten, aber keine passt perfekt für alle Berufe. Ältere Liedversionen kommen mit vier Noten für vier Silben daher (»Schorn-stein-fe-ger«), was dazu führte, dass zweisilbige Berufsbezeichnungen einfach verdoppelt (»Jä-ger, Jä-ger«) oder ergänzt (»Jäger-mei-ster«) wurden. Der Matrose mit seinen drei Silben passt jedoch in keines von beiden, so dass beim Singen einfach der Vokal zu »Ma-tro-o-sen« verdoppelt wird. Neuere Interpretationen tendieren mehr und mehr Richtung zwei Silben ohne Wiederholung, wobei die Berufsbezeichnungen so betont werden, dass sie auf zwei Noten passen.

In dieser Form ist Grün, grün, grün sind alle meine Kleider seit 1870 überliefert. Damals wurde es häufig als Tanzlied gesungen. Heute ist es primär ein Kinderlied, das in Kindergarten und Grundschule gesungen wird. Man kann es auch um Spielvarianten erweitern, indem die einzelnen Strophen von Kindern gesungen werden, dein Kleidungsstück in der passenden Farbe tragen. Zusätzlich lassen sich beim Singen berufstypische Bewegungen einbauen, damit das ›aktive Singen‹ so richtig Spaß macht.

Tom Borg, 24. Juni 2023

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