Eine Muh, eine Mäh

(Wenn der Weihnachtsbaum uns lacht)

Das Weihnachtslied Eine Muh, eine Mäh erschien 1914 zunächst unter dem Titel »Der Weihnachtsmann kommt«. Erst später setzte sich der Titel »Eine Muh, eine Mäh« mit dem Zusatz »eine Täterätätä« durch.

Downloadformate

Musiknoten zum Lied - Eine Muh, eine Mäh

Wenn der Weihnachtsbaum uns lacht,
wenn die Glocke bim-bam macht,
kommt auf leisen Sohlen,
Ruprecht an verstohlen.
Zieht mit vollen Säcken ein,
bringt uns Bäcker-Leckerein
und packt unter Lachen
aus die schönsten Sachen.
Kommt, Kinder, seht euch satt,
was er für Schätze hat:
Eine Muh, eine Mäh,
eine Täterätätä,
eine Tute, eine Rute,
eine Hopp-hopp-hopp-hopp,
eine Diedeldadeldum,
eine Wau-wau-wau,
ratatsching-daderatabum.

Wenn der Schnee zum Berg sich türmt,
wenn es draußen friert und stürmt,
um die Weihnachtslichter
fröhliche Gesichter.
Alle Stuben blitzeblank,
denn es kommt mit Poltergang
durch die Luft, die kalte,
Ruprecht an, der alte.
Und pustet, prustet – dann
zeigt uns der Weihnachtsmann:
Eine Muh, eine Mäh,
eine Täterätätä,
eine Tute, eine Rute,
eine Hopp-hopp-hopp-hopp,
eine Diedeldadeldum,
eine Wau-wau-wau,
ratatsching-daderatabum.

Eine Muh, eine Mäh ist ein fröhliches Weihnachtslied von Wilhelm Lindemann, das 1914 unter dem Titel »Der Weihnachtsmann kommt« erstmals im Druck erschien. Erst später setzte sich der Titel »Eine Muh, eine Mäh« mit dem Zusatz »eine Täterätätä« durch.

Multitalent Lindemann, der sich nicht nur als Musiker, Textdichter und Schlagerkomponist hervortat, sondern unter dem Pseudonym ›Fritze Bollmann‹ auch als Sänger bekannt war, gelang damit der größte Hit seines Lebens, der noch heute auf den Weihnachtsalben vieler deutschsprachiger Künstler enthalten ist.

Dabei klingt Eine Muh, eine Mäh alles andere als weihnachtlich in unseren deutschen Ohren. Denn in diesem unserem Lande hat Weihnachten feierlich zu sein. Weihnachtslieder kommen getragen bis langweilig daher, auch wenn es einige flotte Advents- und Weihnachtslieder gibt. Traditionell ist das deutsche Weihnachtslied eher stilvoll, getragen und feierlich (vgl. Deutsche Weihnachtslieder).

Im Gegensatz zu anderen Weihnachtsklassikern adressiert »Der Weihnachtsmann kommt« nicht nur Kinder, sondern bedient sich deren Sprache. Die Geschenke, die der Weihnachtsmann bringt, werden nicht konkret benannt, sondern onomatopoetisch charakterisiert, wie Sprachwissenschaftler es nennen. Knecht Ruprecht bring keine Trompete, sondern eine »Täterätätä"«. Und als Spielzeugfiguren weder eine Kuh noch ein Schaf oder einen Hund, sondern eine »Muh« und eine »Mäh« bzw. eine »Wau-wau-wau«. Und richtig schwierig wird es dann für Erwachsene, wenn von »Diedeldadeldum« die Rede ist.

Lustig klingt es allemal - und auch heutige Kinder können damit überraschend viel anfangen. Ein Bruch mit dem artigen, traditionellen Weihnachtslied ist es allemal, auch wenn es bereits im 18. Jahrhundert bekannte Vorläufer gab. So beispielsweise Karl Friedrich Splittegarbs Morgen, Kinder, wird's was geben (1795) oder Morgen kommt der Weihnachtsmann, in dem Hoffmann von Fallersleben alle mögliche Geschenke, meist kriegerischer Art, aufzählt. Doch erst Wilhelm Lindemann machte daraus ein wirklich lustiges und Kind gerechtes Weihnachtslied, dass auch erwachsene begeistert.

Mit Kindersprache zum Erfolg

Auffallend ist, dass Eine Müh, eine Mäh mit zwei Strophen auskommt, die fast schon zum Rahmen für den alles überragenden Refrain verkommen. Die Strophen erzählen von Ruprecht, der mit einem Sack voller Geschenke kommt. Dabei malt der Text das typisch bürgerliche Erscheinungsbild des Weihnachtsfests aus und lässt kaum ein gängiges Winter- und Weihnachtsstuben-Klischee aus. Doch gerade diese geben einen hervorragenden Hintergrund ab für das nachfolgende Kontrastprogramm des Refrains. Dessen melodische Kraft wird noch verstärkt durch die drei Haltenoten vor dem Refrain: nämlich das ausklingende ›euch‹ und das gedehnte, ewig lang erscheinende, ›ei- ne‹, das den nachfolgenden Refrain schneller klingen lässt als er eigentlich ist.

Das Weihnachtslied »Der Weihnachtsmann kommt« wurde häufig von namhaften Künstlern interpretiert. Zu den neueren Aufnahmen gehören u.a. Michele (2000) und Wolfgang Petry, der Eine Muh, eine Mäh 1998 in seinen typisch rockigen Gitarrensound packte.

Vergleicht man die Aufnahmen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit neueren Produktionen, so fällt auf, dass die älteren Aufnahme mit Künstlern wie Robert Steidl, Rudi Schuricke, Willy Schneider oder Marita Gründgens, aber auch Peter Alexander und Michael Schanze sich an den Originaltext:

Kommt, Kinder, seht euch satt,
was er für Schätze hat:

gehalten haben, während diese Zeilen heutzutage immer öfter ausgetauscht werden gegen:

Außer Kuchenzeug,
bringt noch der Gute euch:

so beispielsweise bei Michele und Wolfgang Petri. Es scheint als passe die etwas altbacken anmutende Formulierung nicht mehr in das Spaßformat der heutigen Hörerschaft. Dem Gute-Laune-Lied tut dies keinen Abbruch: »Der Weihnachtsmann kommt« ist bis heute ein Grund für jung und alt, fröhlich mit anzustimmen: Eine Muh, eine Mäh, eine Täterätätä…

Tom Borg, 13. Dezember 2016

 Top