Wilhelm

(Ich war wohl recht ein Springinsfeld)

Gottfried August Bürgers Ich war wohl recht ein Springinsfeld (1775), das auch unter dem Titel »Wilhelm« (Erk Liederschatz II, Nr. 92) bekannt ist, ist ein Gegenstück zu Matthias Claudius' Romanze Phidile, das die Gedanken des Mädchens erzählt. Komponist der Musik ist auch hier Johann Abraham Peter Schulz (1782).

  • Text
  • Download

Downloadformate

Musiknoten zum Lied - Wilhelm

Ich war wohl recht ein Springinsfeld,
In meinen Jünglingstagen
Und tat nichts lieber auf der Welt
Als reiten, fischen, jagen

Einst zogen meine Streiferei'n
Weiß nicht, auf welche Weise?
Doch war es recht, als sollt' es sein
Mich ab von meinem Gleise

Da sah ich über'n grünen Zaun
Im lichten Frühlingsgarten
Ein Mädchen, rosicht anzuschaun
Der Schwesterblumen warten

Ein Mädchen, so von Angesicht
Von Stirn und Augenstrahlen
Von Wuchs und Wesen, lässt sich nicht
Beschreiben und nicht malen

Ich freundlich hin, sie freundlich her
Wir mussten beid' uns grüßen
Wir fragten nicht, wohin? woher?
Noch minder, wie wir hießen?

Sie schmückte grün und rot den Hut
Brach Früchte mir vom Stengel
Und war so lieblich, war so gut
So himmlisch, wie ein Engel!

Doch wusst' ich nicht, was tief aus mir
So seufzte, so erlebte
Und, unter Druck und Küssen, ihr
Was vorzuweinen strebte

Ich konnte weder her noch hin
Nicht weg, noch zu ihr kommen
Auch lag's nicht anders mir im Sinn
Als wär mir was genommen

Mich dünkt ich hatt ihr tausendviel
Weiß Gott all was zu sagen
Doch konnt' ich, welch ein Zauberspiel
Nicht eine Silbe wagen

Sie fragt in heller Unschuld: Was?
Was ich wohl von ihr wollte?
Ach Liebe! rief ich, als mir's nass
Von beiden Wangen rollte

Sie aber schlug den dunkeln Blick
Zum schönen Busen nieder
Und ich verschüchtert floh zurück
Und fand sie noch nicht wieder!

Wie konnte wohl dies Eine Wort
Dies Wörtchen sie betrüben? –
O blöder Junge! wärst du dort
Wärst du doch dort geblieben

 Top