Phidile

(Ich war erst sechzehn Sommer alt)

Phidile ist ein Gedicht von Matthias Claudius aus dem Jahr 1770, das 1779 sowohl von Johann Abraham Peter Schulz als auch Johann Friedrich Reichardt vertont wurde. Hier die Melodie von Schulz. Mit Wilhelm schuf Gottfried August Bürgers ein Gegenstück zu diesem Lied aus der Sicht des jungen Manns.

  • Text
  • Download

Downloadformate

Musiknoten zum Lied - Phidile

Ich war erst sechzehn Sommer alt
Unschuldig und nichts weiter
Und kannte nichts als unsern Wald
Als Blumen, Gras und Kräuter

Da kam ein fremder Jüngling her
Ich hatt' ihn nicht verschrieben
Und wusste nicht wohin noch her
Der kam und sprach von Lieben

Er hatte schönes langes Haar
Um seinen Nacken wehen
So einen Nacken, als der war
Hab ich noch nie gesehen

Sein Auge, himmelblau und klar!
Schien freundlich was zu flehen
So blau und freundlich, als das war
Hab ich noch kein's gesehen

Und sein Gesicht, wie Milch und Blut
Ich habs nie so gesehen
Auch was er sagte, war sehr gut
Nur konnt ich's nicht verstehen

Er ging mir allenthalben nach
Und drückte mir die Hände
Und sagte immer O und Ach
Und küsste sie behende

Ich sah ihn einmal freundlich an
Und fragte, was er meinte
Da fiel der junge schöne Mann
Mir um den Hals und weinte

Das hatte niemand noch getan
Doch war's mir nicht zuwider
Und meine beiden Augen sahn
In meinen Busen nieder

Ich sagt ihm nicht ein einzig Wort
Als ob ich's übel nähme
Kein einzig's, und – er flohe fort
Wenn er doch wieder käme

 Top