Das Schlaflied Wer hat die schönsten Schäfchen dichtete, wie so viele andere Kinderlieder auch, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Geschrieben bereits im Jahr 1831, wurde es erst ein Jahr später in Amadeus Wendts Musenalmanach gedruckt.
In Hoffmann von Fallerlebens »Fünfzig Kinderlieder« aus dem Jahr 1843 wird eine vom hier gegebenen Text abweichende fünfte Strophe präsentiert:
Wenn ich gen Himmel schaue,
so fällt mir immer ein:
O lasst uns auch so freundlich
wie diese Schäfchen sein!
Eine erste Melodie komponierte Carl von Winterfeld bereits im Jahr 1831. Hoffmann von Fallersleben veröffentlichte diese Version 1843 in jener Sammlung »Fünfzig Kinderlieder«.
Es folgten weitere Vertonungen, unter anderem von Carl Reinecke (1853). Aber erst die Kombination mit der Melodie von Johann Friedrich Reichardt verhalf dem Lied zur bis heute andauernden Beliebtheit. Dabei hatte Reichardt diese Melodie 1790 ursprünglich für Caroline Rudolphis Gedicht »In stillem, heiter'm Glanze« komponiert.
Reichardts Melodie klingt friedlich und harmonisch, irgendwie seltsam vertraut und beruhigend; die beste Voraussetzung, um ein Kind in den Schlaf zu singen. Dies leisten auch andere Schlaflieder, die, wenn sie mit sanfter und weicher Stimme leise gesungen werden, einem Kind das Einschlafen erleichtern.
Doch warum ausgerechnet Schäfchen? Dieses Motiv geht zurück auf den rheinischen Jesuiten Friedrich Spee, der von 1591-1635 lebte. Er schuf das Bild das den Mond als Symbol für den Schäfer und die Sterne als seine Schäfchen bereits zum Anfang des 17. Jahrhunderts. So wie der Schäfer seine Herde bewacht und auf jedes Schäfchen aufpasst, so soll auch der Mond auf alle seine Sterne aufpassen. Dieses Bildnis soll dem Kind das Gefühl geben, dass der Mond nicht nur über seine Sterne wacht, sondern auch das Kindlein wohlbehütet schlafen kann. Das Kind fühlt sich wohl behütet – am besten wenn das Schlaflied dazu sanft, ruhig und leise gesungen wird.
Tom Borg, 12. April 2023