Jahreszeiten

Weihnachtslieder

Alle Jahre wieder

Von Christa Schyboll

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch unsere Vorfreude auf Weihnachten. Die Advents- und Weihnachtszeit hat auch in säkularisierten Zeiten nichts von ihrem Reiz auf Kinder und Erwachsene verloren.

Ein Grund ist die innere Gestimmtheit des Menschen in dunkler Jahreszeit. Die Sonne macht sich rar und nicht wenige Menschen erwischt der unterkühlte Winterblues. Da kommt Sehnsucht nach Wärme auf, die auch auf die innere Wärme des Menschen abzielt. Auf sein Wohlgefühl, seine Gestimmtheit und die Atmosphäre des Behagens innerhalb unseres familiären oder sozialen Umfeldes.

Gar viele Reize und Verlockungen für die Sinne werden geboten, um dieses Behagen zu erfüllen oder sogar zu steigern. Da gibt es die exotischen Düfte von Spezereien, die nur zur Weihnachtszeit verlocken. Da gibt es zuhauf schöne Traditionen, die über Jahrhunderte den Menschen ans Herz gewachsen sind.

Und da gibt es vor allem das alte und neuere weihnachtliche Liedgut, dass sich einst aus dem seelischen Bedürfnis des Menschen entwickelte und bis heute eine der tragenden Säulen für unsere weihnachtlichen Gefühle ist.

Doch von was künden die Advents- und Weihnachtslieder, die wir schon als Kinder lernten und die unsere Gestimmtheit für das hohe Fest der Christenheit und den Jahresabschluss in besonderer Weise prägten?

Die Adventslieder, die ab dem 1. Advent in der Familie, der Gemeinde, in Schulen, Kindergärten und Kirchen gesungen werden, bereiten uns auf die Ankunft Gottes bei den Menschen vor. Die Geburt des Heilandes wird erwartet und damit soll in die dunkelste Nacht des Jahres das Licht hineingetragen werden.

Wir kennen adventliche Volkslieder, die mit oder ohne geistlichen Bezug sein können wie auch adventlich-liturgische Lieder. Aus tiefer Gläubigkeit heraus komponierten und texteten Menschen durch viele Jahrhunderte hindurch eine große Zahl wunderschöner Lieder, die die Geburt Gottes auf Erden im Herzen immer wieder neu erlebbar machen wollten. Der Glaube der Menschen zur Ehre Gottes wurde dabei in ganz besonderer Weise angesprochen und vertieft.

Zu den bekanntesten der nicht-geistlichen Lieder gehört Leise rieselt der Schnee von Eduard Ebel, der die Weise um 1895 textete. Die Entstehung der Melodie liegt im Dunkel der Vergangenheit. Auch Morgen Kinder wird’s was geben ist ein Lied, das keinen liturgischen Bezug hat. Es wurde 1795 von Karl Friedrich Splittegarb getextet und 1809 komponierte Carl Gottlieb Hering die uns heute bekannte Melodie dazu.

Entwicklung durch die Jahrhunderte

Aus den uns zahlreich bekannten Liedern mit geistlichem Bezug seien hier stellvertretend nur einige besonders bekannte und beliebte Werke aus den letzten 6 Jahrhunderten erwähnt. Sie haben sich über ein halbes Jahrtausend nicht nur Eingang ins kollektive Gedächtnis der Christenheit eingeprägt, sondern erklingen bis zum heutigen Tag lebendig im Familienkreis und in den Kirchen in der Vorweihnachtszeit.

Aus dem 14. Jahrhundert stammt das Lied "Sei uns willkommen, Herre Christ". Die Melodie kommt aus dem Aachener/niederländischen Raum.

1599 textete und komponierte Philipp Nicolai den Wachruf an uns alle Wachet auf, ruft uns die Stimme.

1623 hinterließ uns Georg Weisel den Text nach Psalm 24,7 zum Lied Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, dessen heutige Melodie um 1704 aus der Gegend von Halle stammte.

"Tauet, Himmel, den Gerechten" kennen wir seit 1774, für dessen Text Michael Denis stand und das von Norbert Hauner musikalisch umgesetzt wurde.

Aus den Traditionen des Eichsfeldes um 1850 ist uns das schöne Lied Mariens übermittelt: Maria durch ein Dornwald ging.

Bekanntes adventliches Liedgut aus dem 20. Jahrhundert hat uns beispielsweise Maria Ferschl 1954 mit ihrem Text "Wir sagen euch an, den lieben Advent" hinterlassen.

Weihnachtslieder unterscheiden sich von den Adventsliedern durch den zeitlichen Bezug auf das Ereignis hin. Advent - lateinisch adventus - bedeutet Ankunft und ist den Menschen Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Der Heiland ist noch nicht geboren. Die Menschen sind noch in Erwartung auf das große Ereignis. Doch ist dann Weihnachten gekommen, wird die Geburt Jesu gefeiert und besungen und damit auch all die Ereignisse, Sehnsüchte, Hoffnungen, die mit dieser Geburt des Gottessohnes auf Erden verbunden sind.

Es ist auch die Zeit der großen Konzerte und wundervollen Chordarbietungen, die die Menschen zu Scharen wieder in die sonst oft leer gewordenen Kirchen kommen lässt. Die christlichen Gottesdienste sind nicht nur stärker besucht, sondern auch die aktive Teilnahme am gemeinschaftlichen Gesang in der Kirche ist deutlich erhöht. Viele Gläubige finden im Singen ihre Möglichkeit, das Lob des Herrn und auch die eigenen Gefühle passend zum Ausdruck zu bringen. Das Innerste wird durch den Gesang nach außen gekehrt und manch ein Gläubiger empfindet beim Gesang auch von der Größe und Tiefe, aus der heraus das Lied einst entstand.

Liedgut und die Wärme der Familie

Die Advents- und Weihnachtszeit ist die Zeit im Jahr, wo in vielen christlichen Familien auch der gemeinsame Gesang wieder gepflegt wird. Vor allem zum Weihnachtsabend unterm Weihnachtsbaum ist diese Tradition in vielen Familien noch lebendig. Man versammelt sich mit den Liebsten und stimmt die alten Weisen an, in die auch die Kinder von Herzen gern mit einstimmen und sich in diesem gemeinsamen Tun geborgen fühlen.

Dort, wo das familiäre Singen nicht mehr in lebendiger Tradition steht, erschallen die schönsten Weihnachtslieder und Melodien von anderen Medien und erfüllen die heimischen Räume mit Klängen, die nur in dieser kurzen Zeit des Jahres erklingen. Hörfunk und Fernsehen passen sich mit ihren Programmen diesen Wünschen und Traditionen an.

Die Hintergrundmusik auf den Weihnachtsmärkten und in den festlich geschmückten Läden tun ein übriges, um die Menschen weihnachtlich einzustimmen. Doch hier darf die kritische Anmerkung nicht fehlen, dass ein Zuviel und vor allem auch ein Zufrüh des Guten der schönen Sache schadet. Eine Dauerberieselung nimmt den Zauber und kann zum Überdruss führen. Vor allem bei jeden Menschen, deren Arbeitsplatz acht Stunden täglich über vier Wochen ununterbrochen davon geflutet wird. Das Schöne und Besondere droht sich zu erschöpfen. Alles was gut ist und auch gut bleiben soll, braucht sein richtiges Maß und seinen rechten Ort.

Nicht zu verwechseln mit den Weihnachtsliedern sind die winterlichen Lieder, die ebenfalls gern und auch passend zur Jahreszeit gesungen werden. Hier fehlt der religiöse Bezug zum Fest, obgleich diese Lieder dennoch als stimmungsmäßig passend empfunden werden. Man denke beispielsweise an a href="https://www.lieder-archiv.de/jingle_bells-notenblatt_200202.html">Jingle Bells, wo eine Schlittenfahrt besungen wird, die ebenso Mitte Januar stattfinden könnte. Auch das bei Kindern so beliebte Lied Schneeflöckchen, Weißröckchen singt man gern um die Weihnachtszeit, wobei es sich inhaltlich auf die Winterszeit bezieht.

Von den beliebtesten Weihnachtsliedern

Die ältesten Weihnachtslieder aus unserem Kulturkreis waren ehemals in lateinischer Sprache verfasst. Später schälte sich eine deutsch-lateinische Mischform heraus, wie wir sie beispielsweise im Lied In dulci jubilo finden.

Vor allem Martin Luther haben wir es zu verdanken, dass er mit seinen reformatorischen Gedanken unter anderem auch die Entwicklung der deutschen Weihnachtslieder befeuerte. Eines seiner Hauptanliegen war die Forderung, die Messen in den Kirchen in deutscher Sprache abzuhalten, die bis dahin nur in Latein gelesen wurden. Das galt nach und nach auch für den Gesang der Gläubigen. Er wurde damit Vorreiter für protestantisches Liedgut, das sich als Gegenbewegung zum traditionellen katholisch-liturgischen Gesang verstand.

Die Tradition, Advents- und Weihnachtslieder vor allen auch in Familien zu singen, begann erst im 18. Jahrhundert und erhielt seinen Höhepunkt im 19. Jahrhundert. Davon zeugen all die zahlreichen neuen Texte und Melodien, die damals entstanden.

Stille Nacht, heilige Nacht gilt als das weltweit bekannteste und am weitesten verbreitete Weihnachtslied. Es wurde zur Hochblüte im 19. Jahrhundert komponiert und feierte seinen Siegeszug im Herzen der Christenheit mit zahlreichen weiteren Weisen, wie beispielsweise den bekannten und beliebten Weihnachtsliedern: „Zu Bethlehem geboren, Alle Jahre wieder kommt das Christuskind, Es ist ein Ros' entsprungen oder auch Ihr Kinderlein kommet.

Weihnachten und Gesang sind schon lange zu einer gefühlten Einheit verschmolzen, die Herz und Gemüt des Menschen auf eine ruhige Weise tragen. Kinder, die diese Traditionen noch in ihrem Umfeld aktiv erleben dürfen, können oft noch vom alten Zauber fühlen, der einst die Menschen in alten Zeiten umgab, welche noch nicht von Hetze, Technik und Konsum geprägt war. Eine Zeit, wo noch nicht jene Atemlosigkeit vorherrschte, die heute viele Zeitgenosssen belastet. Aber auch sie können mit aktivem Gesang oder passivem Musikgenuss immer wieder neu an jene Ruhezone anknüpfen, bei der sie spüren, wie wohltuend und labend Musik zum Rückzug und zur Besinnung auf das Wesentliche einlädt. In Musik und Gesang finden wir Lebensqualität und Kraft, dem Alltag wieder in neuer Ruhe zu begegnen und uns selbst zu regenerieren.

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