Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit

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Musiknoten zum Lied - Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit

Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit,
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich';
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Segen mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat.

Er ist gerecht, ein Helfer wert,
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
sein Königskron' ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
all uns're Not zum End' er bringt,
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Heiland groß von Tat.

O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
so diesen König bei sich hat!
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein!
Er ist die rechte Freudensonn',
bringt mit sich lauter Freud' und Wonn'.
Gelobet sei mein Gott,
mein Tröster früh und spat.

Macht hoch die Tür’, die Tor' macht weit,
eu'r Herz zum Tempel zubereit't.
Die Zweiglein der Gottseligkeit
steckt auf mit Andacht, Lust und Freud’;
so kommt der König auch zu euch,
ja Heil und Leben mit zugleich.
Gelobet sei mein Gott,
voll Rat, voll Tat, voll Gnad',

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Gnade ein;
dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Dein Heilger Geist uns führ und leit
den Weg zur ewgen Seligkeit.
Dem Namen dein, o Herr,
sei ewig Preis und Ehr.

Das Adventlied Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit dichtete der evangelischer Pfarrer und Kirchenliederdichter Georg Weissel (1590-1635) anlässlich der Einweihung der neu errichteten Altroßgärtner Kirche, die am 2. Advent 1623 stattfand. Gedruckt wurde das Lied jedoch erstmals 1642 in der Sammlung »Werk Preußische Fest-Lieder auf das ganze Jahr für 5–8 Stimmen« mit einem 5-stimmigen Chorsatz (SSATB) von Johann Stobäus (1580–1646), der sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Ebenso wenig die weiteren Melodien, die in den nachfolgenden Jahrzehnten komponiert wurden.

Die heute gesungene wird dem Theologe Johann Anastasius Freylinghausen (1670–1739) zugeschrieben, der sie im Jahre 1704 in seinem »Geistreiches Gesang-Buch« veröffentlichte. Die schwungvolle Melodie im Dreiertakt (6/4) ersetzte schnell die alte Melodie und verhalf dem Lied zu seiner großen Bekanntheit. Die kraftvolle und gleichzeitig volkstümlich anmutende Melodie untermauerte Weissels Aufforderung »Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit« so geschickt, daß Jung und Alt diese Melodie gleichermaßen leicht singen können. Die Kombination einer Viertelnote mit einer halben auf Textstellen wie »Macht hoch«, »die Tür« und »es kommt«, verleiht dem Lied gleich auf den ersten beiden Zeilen einen Schwung bei dem das Mitsingen einfach Spaß macht.

Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit gehört heute zu den bekanntesten und beliebtesten Adventsliedern und das nicht nur in Deutschland bzw. dem deutschsprachigen Raum. Bereits im Jahr 1853 wurde das Lied von Catherine Winkworth unter dem Titel Lift up your heads, ye mighty gates ins Englische übersetzt. Weitere Sprachen sollten folgen.

In die evangelischen Gesangsbücher wurde Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit jedoch erst Mitte des 19. Jahrhunderts häufiger aufgenommen. Doch die Popularität dieses Adventsliedes ist ungebrochen und so wurde es im 20. Jahrhundert in das Kernrepertoire der (evangelischen) Gesangsbücher aufgenommen. 1938 erschien es in der Sammlung »Kirchenlied« und mit einiger Verzögerung dann auch in katholische Bücher.

In modernen Gebrauchs- und Weihnachtsliederbüchern ist Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit sehr häufig vertreten. das Lied gehört zu den Standards des weihnachtlichen Singens und insbesondere auch bei Kindern sehr beliebt, da es relativ leicht zu singen ist.

Öffnet die Herzen

Der Text des Adventslieds basiert auf dem Psalm 24, Vers 7-10. Der Vers 7 lautet nach der Lutherbibel 2017:

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!

Gemeint sind hier die Tore des Tempels zu Jerusalem in altisraelitischer Zeit. Georg Weissel schrieb sein Lied jedoch 1623 zur Einweihung seiner Pfarrkirche. Er ruft seinen Gläubigen, seiner Gemeinde zu: »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit«. Auf dass der Heer in die neue Kirche einziehen kann. Es muss ein großer Herr sein, denn Weissel überschüttet ihn geradezu mit Superlativen in der ersten Strophe: »Herr der Herrlichkeit«, »König aller Königreich« und »Heiland aller Welt«.

Mit der Einladung sind auch Hoffnungen verbunden an den »der Heil und Leben mit sich bringt«. Denn die »Sanftmütigkeit ist sein Gefährt« und »sein Zepter ist Barmherzigkeit«. Er ist der, der »all uns're Not zum End' er bringt«. Drum lasset ihn ein, öffnet die Türen, macht die Tore weit.

Inhaltlich und strukturell gehören die ersten vier Strophen zusammen, wobei wiederum die ersten beiden sich an die Gemeinde richten und mit dem Symbol der Tür, die es zu öffnen gilt, eher die offensichtliche Ankunft eines hohen Gastes ankündigt. In den Strophen drei und vier werden die Menschen jedoch aufgefordert, nicht nur Tür' und Tor' zu öffnen, sondern auch die Herzen auf dass der Heiland auch in die Herzen der Menschen einziehen kann.

Als verbindendes Element aller 4 Strophen dient die vorletzte Strophe die jeweils lautet: »Gelobet sei mein Gott«. Sie preist Gott und ergänzt in der jeweils letzten Strophe Attribute wie »mein Schöpfer reich von Rat«, »mein Heiland groß von Tat« und »mein Tröster früh und spat« sowie in der 4. Strophe die Zusammenfassung gleicher dreier Attribute: »voll Rat, voll Tat, voll Gnad«.

In der 5. Strophe ist auch dies abgewandelt. Auch hier wird der Herr, »mein Heiland Jesus Christ«, direkt angesprochen: »Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr.«

Advent, das ist die Zeit des Wartens, die Zeit der Ankunft Jesus Christus. Was passt da besser, als den Menschen zuzurufen: »Macht hoch die Tür', die Tor' acht weit!« Öffnet eure Herzen, auf dass Jesus einziehen kann. Das Adventslied Macht hoch die Tür', die Tor' acht weit! fordert uns alle auf, uns auf diese Ankunft vorzubereiten. Und die wichtigste Vorbereitung ist nun einmal, uns selbst zu öffnen, unsere Herzen zu öffnen und uns einzulassen auf die Weihnachtsgeschichte. Mit dem Singen einem so fröhlich beschwingten Lied wie Macht hoch die Tür', die Tor' acht weit! sollte uns dies nicht weiter schwerfallen.

Tom Borg, 20. Dezember 2016

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