O du lieber Augustin ist ein Spottlied aus dem 18. Jahrhundert aus dem Wien des 18. Jahrhunderts, dessen Autoren jedoch unbekannt sind. Im Laufe der Zeit entstanden viele Textvarianten. Ebenso existieren verschiedene Anfangszeilen des Textes, die sich hauptsächlich bezüglich der Textwiederholungen unterscheiden.
Eine von Kindern gern gesungene Variante mit dreifacher Wiederholung des Namens »Augustin« ist diese Liedversion mit dem alternativen ersten Teil:
Die Melodie wird einer böhmischen Tanzweise zugeordnet (Mang, Liederquell, ISBN 9783-89555-679-1, Seite 674).
O du lieber Augustin, auch unter dem Titel »Alles ist hin!« bekannt, wird aufgrund der fröhlichen Melodie und des leicht zu lernenden Textes meist - mit den ersten zwei Strophen - als Kinderlied gesungen. Doch das war nicht immer so. Dieses aus dem 18. Jahrhundert stammende Lied war in Ansätzen bereits im 17. Jahrhundert bekannt und wurde erst um 1800 zu einem beliebten Spottlied über den Halodri Augustin. Eigentlich hieß dieser wohl Ma(r)x (oder doch Markus?) Augustin und lebte von 1643 bis 1685 als Sackpfeifer im österreichischen Wien.
Dem lustigen Lied liegt eine eher tragisch komische Legende zugrunde. Im Jahr 1679 wütete in Wien die Pest. Damals starben viele Menschen; sie lagen einfach auf der Straße und wurden nachts oder frühmorgens gesammelt weggeschafft. Zu dieser unerfreulichen Zeit zog ein musizierender Sackpfeifer durch Wien, von einer Gaststätte zur anderen. Er war beliebt und liebte selbst einen guten Tropfen. So kam es, dass er eines Nachts auf der Straße inmitten der Pesttoten, vom Wein berauscht, auf der Straße einschlief. Die Totengräber dachten, er sei ein Pesttoter und warfen ihn, der wie tot dalag, zusammen mit den anderen Toten in eine Grube. Als Augustin erwachte und bemerkte, dass er gleich lebendig begraben würde, fing er an zu spielen bis er gehört und gerettet wurde.
O du lieber Augustin wird er verspottet. Versoffen hatte er seine Gage als Musikus, sein Rock war zerschlissen bzw. weg. Sein Mädchen war auch weg. Aber er lebte jeden Tag wie ein Fest. Was hätte er auch sonst tun sollen damals, als die Pest einen nach dem anderen hinwegraffte. So entstand die Legende vom Halodri Augustin, der im von der Pest verseuchten Wien alles versoffen und alles verloren hat – bis auf sein Leben.
Tom Borg, 21. Mai 2023