In meinem kleinen Apfel ist ein volkstümliches Kinderlied, das auch in der Weihnachtszeit gesungen werden kann. Die Melodie kommt aus Mozarts »Zauberflöte«, wo der Titel »Das klingt so herrlich« lautet.
In meinem kleinen Apfel
da sieht es lustig aus:
Es sind darin fünf Stübchen
gar wie in einem Haus.
In jedem Stübchen wohnen
zwei Kernlein schwarz und klein,
sie wachsen dort und träumen
von dem lieben Sonnenschein.
Sie träumen auch noch weiter
gar einen schönen Traum:
Wie sie einst werden hängen
am schönen Weihnachtsbaum.
Das volkstümliche Kinderlied In meinem kleinen Apfel wird gelegentlich auch zur Weihnachtszeit gesungen, was daran liegt, dass die letzten beiden Zeilen der dritten Strophe erzählen, dass die Äpfel davon träumen, einst am Weihnachtsbaum zu hängen. Und tatsächlich wurden in früheren Zeiten Weihnachtsbäume auch mit Äpfeln geschmückt, so man sich diese leisten konnte. Aber dies ist eher eine Randnotiz, denn die Grundintention des Lieds war erzieherischer Natur. Schließlich erschien der Liedtext 1905 in der Sammlung »Lieder und Bewegungsspiele«, die von Else Fromm für das Pestalozzi-Fröbel-Haus herausgegeben wurde. In der Erstfassung hatte das Lied lediglich zwei Strophen. Die dritte Strophe mit dem Verweis auf Weihnachten kam erst später hinzu.
Unklar blieb, wem der Liedtext zu verdanken ist. Aufgrund des pädagogischen Konzepts wird jedoch vermutet, dass der Text von einer der Erzieherinnen des Pestalozzi-Fröbel-Hauses stammt, vielleicht sogar von Else Fromm selbst. Die Melodie stammt hingegen zweifelsfrei aus Mozarts »Zauberflöte« und trug dort den Titel »Das klingt so herrlich«.
Mit seinem 1880 in Berlin gegründeten »Volkskindergarten« verfolgte der Pädagoge Friedrich Fröbel (1782-1852) einen ganzheitlichen Ansatz und war damit ein Wegbereiter für die moderne Erlebnispädagogik, die Kindern auf spielerische Weise die Welt in der sie leben nahebringen und erklären möchte. Neugier als Antrieb für Wissensdurst. So vergleicht das Lied In meinem kleinen Apfel die körperliche Beschaffenheit des Apfels mit der vertrauten Welt der Kinder und beschreibt das Kerngehäuse des Apfels, das aus fünf Kernkammern besteht, mit einem Haus, das fünf Zimmer hat. Darin wohnen jeweils zwei Kerne bis sie alt genug sind, um in die Welt zu ziehen und ein eigenes Haus zu bauen.
Die dritte Strophe wurde erst später hinzugefügt und hat auf den ersten Blick so gar nichts mit den ersten beiden zu tun. Und doch hat auch sie eine erzieherische Funktion, denn um als Christschmuck einen Weihnachtsbaum verzieren zu können, müssen die Äpfel erst einmal »groß und stark« werden. Das dauert seine Zeit, aber träumen darf das kleine Kernchen in seinem Zimmerchen im Apfelhaus schon einmal, so wie auch die Kinder Träume und Wünsche haben, die später vielleicht in Erfüllung gehen werden. Man muss nur ganz fest daran glauben…
Tom Borg, 17. April 2024
