Himmelsau, licht und blau

Himmelsau, licht und blau ist ein Frohnleichnamslied aus Schlesien dessen Verfasser unbekannt sind.

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Musiknoten zum Lied - Himmelsau, licht und blau

Himmelsau, licht und blau,
wieviel zählst du Sternlein?
Ohne Zahl, sovielmal
soll mein Gott gelobet sein.

Gottes Welt, wohl bestellt,
wieviel zählst du Stäublein?
Ohne Zahl, sovielmal
soll mein Gott gelobet sein.

Sommerfeld, uns auch meld,
wieviel zählst du Gräslein?
Ohne Zahl, sovielmal
soll mein Gott gelobet sein.

Dunkler Wald, grün gestalt't,
wieviel zählst du Zweiglein?
Ohne Zahl, sovielmal
soll mein Gott gelobet sein.

Tiefes Meer, weit umher,
wieviel zählst du Tröpflein?
Ohne Zahl, sovielmal
soll mein Gott gelobet sein.

Sonnenschein, klar und rein,
wieviel zählst du Fünklein?
Ohne Zahl, sovielmal
soll mein Gott gelobet sein.

Ewigkeit, lange Zeit,
wieviel zählst du Stündlein?
Ohne Zahl, sovielmal
soll mein Gott gelobet sein.

Das Lied Himmels Au, licht und blau wird in katholischen Gesangsbüchern traditionell als Frohnleichnamslied bezeichnet. Der Text ist im Dresdner Gesangbuch (Brix, 1767) überliefert, während die Melodie erstmals 1847 in Luxemburg gedruckt wurde. Als vollständiges Lied erschien Himmels Au, licht und blau 1856 in Köln und Neuss im Liederbuch für katholische Elementarschulen von A. Jepkens.

Eine größere Verbreitung erreichte das Lied erst im 19. Jahrhundert. Trotzdem fand es als Kirchenlied weiterhin wenig Verwendung; es wurde nur zögerlich in Kirchenliederbücher aufgenommen. So fehlte es beispielsweise im Evangelischen Kirchengesangsbuch von 1950. Erst 1993 wurde es in das Evangelische Gesangbuch aufgenommen. Im Gotteslob von 1975 und 2013 fehlte es weiterhin.

Dennoch hat das Lied als geistliches Volksgut seinen Platz gefunden. Bereits im 19. Jahrhundert setzte eine breitere Rezeption ein, denn die im Lied »angesprochenen Naturbilder nehmen Bezug auf die Sakramentsverehrung während der Fronleichnamsprozessionen, die in früherer Zeit vor allem in den ländlichen Gegenden durch Wiesen, Wald und Felder gingen und an den geschmückten Altären im Freien zum Gebet und zum Singen anhielten« (vgl. Mang, Liederquell, Dörfler Verlag, 2015, ISBN 978-3-89555-679-1, S. 1124).

Doch, worum geht es eigentlich im Lied Himmels Au, licht und blau? Der Text symbolisiert Gottes Größe durch Vergleiche mit der Natur. So heißt es in der ersten Strophe: »Himmelsau, licht und blau, wieviel zählst du Sternlein?« Die Antwort, die wie ein Refrain in allen Strophen wiederholt wird, lautet: »Ohne Zahl, sovielmal soll mein Gott gelobet sein«. Die Folgestrophen stellen weitere Vergleiche an, die allesamt einem Oberbegriff einen Detailbegriff gegenüberstellen, so wie Wald und Zweiglein oder Meer und Tröpflein. Allen gemein ist, dass man diese einzelnen Elemente gar nicht zählen kann; wer kennt schon die Zahl der Wassertropfen oder der Grashalme? Sie zu zählen übersteigt unsere menschlichen Fähigkeiten. Und dennoch ist das Meer vorhanden, ebenso die Wälder und Wiesen oder die Zeit, deren Stunden wir auch nicht kennen.

Dieser Unmöglichkeit, die Größe der uns umgebenden Natur zu zählen, wird die Größe Gottes gegenübergestellt. Denn wenn er all die vielen Wassertropfen und Grashalme geschaffen hat, die wir nicht einmal zählen können, dann muss Gott größer sein als alles was wir kennen. Wir können es ja nicht einmal zählen. Das gleiche pädagogische Konzept verwendete auch Wilhelm Hey in seinem Kinderlied Weißt du, wie viel Sternlein stehen.

Tom Borg, 8. Oktober 2023

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