Ein Mann, der sich Kolumbus nannt

Das Lied Ein Mann, der sich Kolumbus nannt entstand Anfang des 20. Jahrhunderts und wird auf eine Volksweise gesungen, die bereits um 1730 bekannt war.

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Musiknoten zum Lied - Ein Mann, der sich Kolumbus nannt

Ein Mann, der sich Kolumbus nannt,
wide-wide-witt, bum, bum.
war in der Schifffahrt wohlbekannt,
wide-wide-witt, bum, bum.
Es drückten ihn die Sorgen schwer,
er suchte neues Land im Meer.
Gloria, Viktoria wide-wide-witt, juch-hei-ras-sa,
Gloria, Viktoria wide-wide-witt, bum,bum.

Als er den Morgenkaffee trank,
da sprang er fröhlich von der Bank.
Denn schnell kam mit der ersten Tram
der span'sche König bei ihm an.

"Kolumbus", sprach er, "lieber Mann,
du hast schon manche Tat getan!
Eins fehlt noch unserer Gloria
Entdecke mir Amerika!"

Gesagt, getan, ein Mann, ein Wort,
am selben Tag fuhr er noch fort.
Und eines Morgens schrie er: "Land!
Wie deucht mir alles so bekannt!"

Das Volk am Land stand stumm und zag,
da sagt Kolumbus: "Guten Tag!
Ist hier vielleicht Amerika?"
Da schrien alle Wilden: "Ja!"

Die Wilden waren sehr erschreckt
und schrien all: "Wir sind entdeckt!"
Der Häuptling rief ihm: "Lieber Mann,
bestimmt bist du Kolumbus dann!"

Das Scherzlied Ein Mann, der sich Kolumbus nannt , das 1936 erstmals im Scherzliederbuch Der Pott gedruckt wurde, entstand Anfang des 20. Jahrhunderts und verbreitete sich recht schnell, da die Melodie schon aus der Zeit um 1730 verbreitet und vor allem durch seine Verwendung im Spottlied Ich bin der Doktor Eisenbart bekannt war.

Anfangs wurde dieses Lied eher »in geselligen Runden jugendlicher Gruppen« gesungen, wie es Tobias Widmaier auf in Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon schreibt.

Heute wird das Lied Ein Mann, der sich Kolumbus nannt vorwiegend als Kinderlied im Kindergarten und der Grundschule gesungen. Zumindest noch, denn eigentlich gehört dieses Lied längst auf die Liste der diskriminierenden Lieder. Die ›Entdeckungsreise‹ war ja tatsächlich alles andere als ein touristischer Ausflug. Denn die ›Entdeckungsreise‹ genannte Aktion präsentiert sich in den Geschichtsbüchern als brutaler Überfall, gefolgt von Plünderung und Unterwerfung der Ureinwohner. Diese dann in einem Lied auch noch als »Wilde« zu verspotten, klingt zwar ohne den historischen Hintergrund lustig, ist aber letztlich ethisch grenzwertig. Doch das sah man früher nicht so eng und die ehemaligen Kolonialmächte tun sich bis heute schwer damit, ihre Vergangenheit kritisch zu betrachten oder sich gar für begangenes Unrecht zu schämen und Wiedergutmachung zu leisten.

Lässt man jedoch diese ›historische Ungenauigkeit‹ beiseite, dann ist Ein Mann, der sich Kolumbus nannt zweifelsohne ein lustiges Lied. Dafür sorgen alleine schon die refrainartig eingebundenen Passagen mit »wide-wide-witt, bum, bum« in der Mitte der Strophen und »Gloria, Viktoria wide-wide-witt, juch-hei-ras-sa, Gloria, Viktoria wide-wide-witt, bum,bum« als Abschluss jeder Strophe. Da können die Kinder fröhlich singen und dabei mit den Armen winken.

Tom Borg, 18. Juni 2023

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