Lebt denn der alte Holzmichel noch

Volkslied aus dem Erzgebirge des 19. Jahrhunderts

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Musiknoten zum Lied - Lebt denn der alte Holzmichel noch

Lebt denn der alte Holzmichel noch,
Holzmichel noch, Holzmichel noch?
Lebt denn der alte Holzmichel noch,
Holzmichel noch?
Ja, ja, er lebt noch, er lebt noch, er lebt noch.
Ja, ja, er lebt noch, er lebt und stirbt nicht.

Das Lied Lebt denn der alte Holzmichel noch kennen die meisten Westdeutschen erst seit 2004, als es mit den Dorfmusikanten De Randfichten, die aus dem erzgebirgischen Johanngeorgen stammen, die deutschen Charts eroberte und bis auf Platz 3 stürmte. Als Stimmungslied eroberte es auch 2005 die Bayerns Bierzelte und wurde beim Oktoberfest, »Auf der Wiesen«, endlos gespielt. Nur wenige wussten damals, dass der Holzmichl eigentlich ein Volkslied aus dem 19. Jahrhundert ist.

In der ältesten bekannten Version von 1877 aus Leipzig heißt der »Alte Holzmichl« noch »Alter Hauschild«, dann 1899 »Alter Fischer« und 1915 schließlich »Alter Hansmichel«. Das Deutsche Volksliederarchiv in Freiburg hat alleine sechs Melodieversionen erfasst. Und auch zu diversen Parodien hat das Lied angeregt. Doch die bekannteste und am weitesten verbreitete Version, die auch hier vorgestellte wird, ist die Version der Randfichten, was auch daran liegen mag, dass die jüngeren Generationen die alten traditionellen Versionen gar nicht mehr kennengelernt haben, denn sie sind vielfach ohne Volkslieder aufgewachsen, ein Manko, das auch große Teile der heutigen Jugend mit sich herumträgt, die zwar vom Recht auf freier Meinungsäußerung Gebrauch macht und das Recht auf Information einfordert, aber nur sehr selektiv davon Gebrauch macht.

Aber nicht nur im Erzgebirge ist der Holzmichl bekannt; es gibt auch Textadaptionen in anderen Teilen Deutschlands. Die älteste bekannte Fassung stammt aus dem Jahr 1736 und hieß damals »Lebt denn der alte Hanauer noch«. Es war ein Studenten- und Scherzlied rund um den Tod des Grafen Johann Reinhard III. von Hanau (1665–1736). Wegen eines Erbvertrages standen an seinem Sterbebett zwei Parteien um ihn herum, die auf sein Ableben warteten, damit sie die Erbschaft antreten können. Als Ausdruck des Volkzorns ob dieses unwürdigen Verhaltens entstand das Lied »Lebt denn der alte Hanauer noch« mit der Protestzeile: »Ja, ja, er lebt noch!« - und somit gab es noch nichts zu erben.

Tom Borg, 14. Oktober 2023

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