Im Märzen der Bauer

Das romantisch verklärte Lied vom fleißigen Bauernvolk stamnmt aus Mähren. Die erste Strophe geht auf ein älteres Kalenderlied zurück, das der Sternberger Männergesangsversion 1884 für einen Wettbewerb überarbeitete und erweiterte.

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Musiknoten zum Lied - Im Märzen der Bauer

Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt.
Er setzt seine Felder und Wiesen in Stand.
Er pflüget den Boden, er egget und sät
und rührt seine Hände früh morgens und spät.

Die Bäurin, die Mägde, sie dürfen nicht ruhn,
sie haben im Haus und im Garten zu tun;
sie graben und rechen und singen ein Lied
und freun sich, wenn alles schön grünet und blüht.

So geht unter Arbeit das Frühjahr vorbei,
dann erntet der Bauer das duftende Heu;
er mäht das Getreide, dann drischt er es aus:
im Winter, da gibt es manch fröhlichen Schmaus.

Das Kinder- und Volkslied Im Märzen der Bauer stammt aus Nordmähren. Josef Pommers (1845-1919) veröffentlichte es erstmals 1884 in seinem Liederbuch für die Deutschen in Österreich unter dem Titel Bauernlied. Es geht zurück auf das Lied So hasset die Sorgen, verjaget sie gar, das aus dem 18. Jahrhundert stammt. Die von Pommer gegebene Strophe für den Monat März entspricht der ersten Strophe von Im Märzen der Bauer.

Im Märzen der Bauer die Rößlein einspannt.
Er pfleget und pflanzet all' Bäume und Land.
Er ackert, er egget, er pflüget und sät,
und regt seine Hände gar früh und noch spät.

Den Rechen, den Spaten, die nimmt er zur Hand
und setzet die Wiesen in ebenen Stand;
auch pfropft er die Bäume mit edlerem Reis'
und spart weder Arbeit, noch Mühe, noch Fleiß.

1923 überarbeitete Walter Hensel (1887-1956) die bestehende Textvorlagen und schuf eine neue, die heute bekannte, Textfassung. Dank Hensel erfuhr Im Märzen der Bauer recht schnell eine große Verbreitung und wurde deutschlandweit populär. Bis heute wird es gerne in Kindergärten und Grundschulen gesungen – auch wenn es mit der heutigen Realität der modernen Landwirtschaft nicht mehr viel gemein hat. Denn im Märzen spannt der Bauer nicht die Rösslein an, sondern steigt auf seinen Traktor. Im Ackerbau haben die Pferde als Zugtiere längst ausgedient.

Bauersleute und fröhliches Gesinde beim Säen, Pflügen und Ernten - das alles war einmal. Heute geht das alles rationell und vor allem weitestgehend maschinell. Die Anfänge davon waren bereits damals, als Hensel seine Textversion verfasste, erkennbar. Die Mechanisierung der Landwirtschaft hatte bereits eingesetzt. Doch Hensel wollte bewusst das romantische Bild von der Idylle des Landlebens hochhalten.

Diese Traditionen bewahren auch heute noch alpenländische Kultur- und Trachtenvereine – und manchmal bleibt ihnen auch noch heute nichts anderes übrig, weil manche Almen mit Maschinen nicht so einfach zu erreichen sind. Dort hat man kurzerhand aus der Not eine Tugend gemacht und das traditionelle Arbeiten mit dem Fremdenverkehr verknüpft.

In Zeiten, wo wir uns wieder mehr auf die Natur besinnen, passt Im Märzen der Bauer auch heute noch - oder wieder - in unser Weltbild und im Kindergarten kann man es auch prima als Bewegungslied singen.

Tom Borg, 5. Juni 2023

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