Der Kuckuck und der Esel

Der Kuckuck und der Esel ist ein Gedicht von Heinrich Hoffmann von Fallersleben, das Carl Friedrich Zelter vertonte.

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Musiknoten zum Lied - Der Kuckuck und der Esel

Der Kuckuck und der Esel,
die hatten einen Streit:
wer wohl am besten sänge,
wer wohl am besten sänge
zur schönen Maienzeit,
zur schönen Maienzeit.

Der Kuckuck sprach: Das kann ich
und fing gleich an zu schrein.
Ich aber kann es besser
fiel gleich der Esel ein.

Das klang so schön und lieblich,
so schön von fern und nah.
Sie sangen alle beide
Kuckuck, Kuckuck, ia.

Das tierische Kinderlied Der Kuckuck und der Esel dichtete August Heinrich Hoffmann von Fallerleben (1789 - 1874) im Jahr 1835 unter dem Titel Der Wettstreit auf die damals bereits bekannte Melodie von Carl Friedrich Zelter (1758 – 1832). Komponiert hatte Zelter die Melodie 1810 im Rahmen der Vertonung von Goethes humoristischen Gedichts Es ist ein Schuss gefallen.

Fallersleben, der eigentlich ein progressiver politischer Querdenker des Vormärz war, zeigt mit diesem Gedicht einmal mehr, dass er die Natur spielerisch und in kindgerechter Sprache vorstellen konnte. In seinem Gedicht Der Kuckuck und der Esel treffen sich die beiden Tiere zu einem Sängerwettstreit. Sie wollen herausfinden, wer denn nun der bessere Sänger ist.

Die beiden Kontrahenten könnten unterschiedlicher kaum sein. Der Kuckuck bringt seinen im Frühling die Wälder durchdringenden charakteristischen Ruf »Kuckuck« zu Gehör, während der Esel es mit einem schrillen »I-ah« versucht, besser zu machen. Das ist ein Heidenspaß für kleine Kinder, die gerne mitsingen und die Tierlaute nachmachen.

Allerdings kann das Gedicht auch als eine Metapher für menschliche Eitelkeit und Selbstüberschätzung verstanden werden. Beide, der Kuckuck und der Esel, sind felsenfest davon überzeugt, dass sie die besten Sänger des bunten Tierreichs sind. Sie stellen ihre Fähigkeiten gar nicht infrage und denken auch nicht daran, sich selbst kritisch mit dem Gegenüber zu vergleichen. So sind beide in ihrer Überzeugung gefangen, sie seinen der bessere Sänger, dass sie gar nicht erkennen können, wie schlecht sie in Wirklichkeit singen. Sie wollen es eigentlich auch gar nicht so genau wissen, denn sie hören dem anderen nicht wirklich zu, sondern »sie sangen alle beide«, durcheinander, ohne sich gegenseitig zuzuhören oder sich gar kritisch selbst zu hinterfragen. Somit macht das lustige Kinderlied nicht nur Spaß beim Singen, sondern kann auch eine kleine Lektion fürs Leben vermitteln.

Tom Borg, 6. August 2023

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