Der Christbaum ist der schönste Baum

Weihnachtslied aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts

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Musiknoten zum Lied - Der Christbaum ist der schönste Baum

Der Christbaum ist der schönste Baum,
den wir auf Erden kennen.
Im Garten klein, im engsten Raum,
wie lieblich blüht der Wunderbaum,
|: wenn seine Lichter brennen :|
ja brennen.

Denn sieh, in dieser Wundernacht
ist einst der Herr geboren,
der Heiland, der uns selig macht.
Hätt’ er den Himmel nicht gebracht,
|: wär’ alle Welt verloren, :|
verloren.

Doch nun ist Freud’ und Seligkeit,
ist jede Nacht voll Kerzen.
Auch dir, mein Kind, ist das bereit't;
dein Jesus schenkt dir alles heut',
|: gern wohnt er dir im Herzen, :|
im Herzen.

O laß ihn ein! Er ist kein Traum,
er wählt dein Herz zum Garten,
will pflanzen in den engen Raum
den allerschönsten Wunderbaum
|: und seiner treulich warten, :|
ja warten

Das Weihnachtslied Der Christbaum ist der schönste Baum verfasste der evangelische Theologe und Dichter Johannes Carl (1806-1887). Ursprünglich bestand der 1875 erschienene Text aus 12 Strophen. Heute werden meist nur noch die ursprünglichen Strophen 1, 6, 7 und 8 gesungen. Der vollständige Originaltext ist auf Wikipedia verfügbar.

Die Melodie, die 1842 als Einzelblatt gedruckt wurde, komponierte der Kantor Georg Eisenbach (1728-1803?). Sie untermalt die weihnachtliche Stimmung wie sie seinerzeit im Zeitalter des Biedermeier vorherrschte: Rührung und emotionale Ergriffenheit waren wichtiger als die pure geistliche Botschaft der Weihnachtsgeschichte. Weihnachten wandelte sich zum gesellschaftlichen Konsumevent, der in entsprechender Weihnachtsdekoration gefeiert wurde. Dazu gehörte ab Anfang des 19. Jahrhunderts auch der Weihnachtsbaum, hier noch mit einem Rest von geistlicher Ergriffenheit »Christbaum« genannt.

Üblicherweise wird als Weihnachtsbaum eine Tanne verwendet. Ihre immergrünen Nadeln symbolisieren das ewige Leben, da die Tanne, anders als Laubbäume, das ganze Jahr grünt, was auch schon Ernst Anschütz zu seinem Text O Tannenbaum animierte.

Mit dem Einzug des Christbaumes als weihnachtliche Tradition verschwand in der Epoche des Biedermeier ein weiteres Stück der geistlich-christlichen Tradition und wurde durch modernen Kommerz ersetzt. Der Weihnachtsbaum gehört seitdem zu den Grundelementen der Weihnachtsdekorationen, sofern man sich dies leisten kann. Unter seine grünen Zweige lassen sich allerhand Geschenke platzieren und wenn Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen, dann kommt auch die entsprechende weihnachtliche Stimmung auf, auch wenn sie mit der biblischen Weihnachtsgeschichte nicht mehr allzu viel zu tun hat.

So ist Der Christbaum ist der schönste Baum denn auch ein doppeltes Symbol: Einerseits ist der Weihnachtsbaum ein christliches Symbol, das zu Ehren der Geburt von Jesus Christus aufgestellt und geschmückt wird. Gleichzeitig ist er aber auch ein kitschiges Symbol der kommerziellen Vermarktung des christlichen Weihnachtsfestes, das eigentlich ein Fest zur Ehrung Christis Geburt sein sollte. Heute ist es mehr ein traditionelles familiäres Zusammentreffen in gemütlicher Atmosphäre. Doch auch das macht den Christbaum zum schönsten Baum.

Tom Borg, 23. September 2023

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