Wenn der Frühling kommt

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Musiknoten zum Lied - Wenn der Frühling kommt

Wenn der Frühling kommt,
von den Bergen schaut,
wenn der Schnee im Tal,
von den Hügeln taut;
wenn die Finken schlagen
und zu Neste tragen,
dann beginnt die liebe Sommerzeit.

Wenn der Weichselbaum
duft'ge Blüten schneit,
wenn die Störche kommen
und der Kuckuck schreit,
wenn die Bächlein quellen
und die Knospen schwellen,
dann beginnt der Liebe, gold'ne Zeit.

Das Gedicht Wenn der Frühling kommt schuf der Dichter und Romanist Johann Georg Keil (1781-1857). Veröffentlicht wurde es 1834 in »Lyra und Harfe: Liederproben von J.G. Keil«.

In der Folge wurde das Werk von verschiedenen Komponisten vertont, darunter auch von Ludwig Erk (1894). Die älteste, die oft auch als schönste Komposition bezeichnet wird, stammt von dem deutschen Komponisten Moritz Hauptmann (1792-1868), der sich auch als Geiger und Musiktheoretiker einen Namen machte. Hauptmanns fröhlich beschwingte Melodie gilt als die älteste überlieferte.

Die heute bevorzugte Melodie, die auch hier angegeben ist, stammt jedoch aus Engste (Westfalen). Sie ist aus der Zeit um 1880 überliefert und wurde von Liedersammler Franz Magnus Böhme in seinem Werk »Volksthümliche Lieder der Deutschen« mit dem Titel Trallerstückchen im Frühling unter Nummer 212 mitgeteilt.

In der Regel wird heute nur eine Strophe gesungen, in der die Gedanken der ersten drei Strophen zusammengefasst sind. Die hier angegebene zweite Strophe ist eine sprachlich der heutigen Zeit angepasste Überarbeitung der zweiten Strophe aus Keils ursprünglichem Gedicht.

Mit der zweiten Strophe ändert sich die Intention des Lieds – oder vielmehr wird sie wieder hervorgeholt. Denn in Keils Gedicht geht es nur vordergründig um den Frühling als Jahreszeit. Vielmehr symbolisiert der Frühling das Erwachen der Natur und dem damit verbundenen Erwachen der Pflanzen- und Tierwelt - »die Liebe ruft aus Busch und Waldrevier«. Und auch das lyrische Ich verspürt Frühlingsgefühle, sehnt sich nach Liebe und möchte sich »ein süßes Liebchen« suchen.

Konsequenterweise überschrieb Johann Georg Keil sein Gedicht mit dem vielsagenden Titel »Frühlingsliebe«. Keil selbst fand seine große Liebe, mit der er 33 Jahre verheiratet war. Doch zwei seiner Kinder starben schon kurz nach der Geburt, eine weitere Tochter wurde nur 23 Jahre alt. Der Sommer hält nicht alles, was der Frühling verspricht.

Das vollständige Gedicht von Georg Keil lautet:

Wenn der Frühling kommt und von den Bergen schaut,
wenn der Schnee im Tal und auf den Hügeln taut,
wenn die Bächlein quellen
und die Knospen schwellen,
wird die Sehnsucht mir im Herzen laut.

Wenn der Weichselbaum die duft'gen Blüten schneit,
wenn die Störche kommen und der Kuckuck schreit,
wenn die Tauben girren
und die Bienen schwirren,
dann beginnt der Liebe goldne Zeit.

Wenn die Wiesen schmückt der Blumen bunte Zier,
und die Liebe ruft aus Busch und Waldrevier,
wenn die Finken schlagen
und zu Neste tragen,
such' auch ich ein süßes Liebchen mir.

Wenn ich sinnend dann durch Busch und Felder geh',
und, ich weiß nicht wie, vor ihrer Türe steh',
ihr in's Auge blicke,
an mein Herz sie drücke,
dann ist mir so wohl und wunderweh'!

Möchte freudejauchzend auf zum Himmel schrein,
möchte weinen auch im stillen Kämmerlein,
möchte kämpfen, siegen,
mit den Wolken fliegen,
möchte stets an ihrem Herzen sein!

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