Weihnachtslied

(Welche Morgenröten wallen)

Das Weihnachtslied dichtete Friedrich Leopold Graf von Stolberg. Die Melodie komponierte Louise Reichardt.

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Musiknoten zum Lied - Weihnachtslied

Welche Morgenröten wallen
himmelab in stiller Nacht!
Seh ich Sonnen Gottes fallen?
Nein, der Heere Gottes Macht
hält bei frommen Hirten Wacht,
und des Engels Worte schallen:
„Zaget nicht! Denn große Freud'
ist euch wiederfahren heut.“

Christus ward uns heut geboren,
euer Heiland, euer Herr!
Davids Stadt hat er erkoren,
und in Windeln lieget er!
In der Krippe liegt der Herr;
jedem Volk ward er geboren,
„Hochgelobet in der Zeit!
Hochgelobt in Ewigkeit!“

Ach, was können wir dir geben,
dir, dem Herrn der Herrlichkeit?
Unsre Liebe soll dir singen,
dir sei unser Herz geweiht,
unser Wille dir bereit!
Gib zum Wollen das Vollbringen!
Lass uns dein sein in der Zeit,
dein, o Herr, in Ewigkeit!

Das Weihnachtslied mit dem ersten Vers »Welche Morgenröten wallen« veröffentlichte der deutsche Schriftsteller Friedrich Leopold Graf von Stolberg (1750-1819) im Jahr 1793. Die Melodie stammt von der deutschen Komponistin Louise Reichardt (1779-1826). Die Erstveröffentlichung erfolgte im Werk sechs geistliche Lieder unserer besten Dichter, 1823. Hier nach dem Pianoforte Satz von Ludwig Erk in Deutscher Liederschatz Band 3, Nr. 173.

Von Stolbergs Text thematisiert die biblische Verkündigungsgeschichte und erzählt vom Erscheinen des Engels in der Nacht und seiner Botschaft an die Hirten auf dem Feld. Dabei wird die Geburt Jesu Christi als ein Ereignis beschrieben, das die Welt erhellt. Denn die Morgenröte erwacht als ein Symbol für das Licht, das Jesus Christus in die Welt bringt. Er überwindet die Dunkelheit und der Engel Gottes ruft die Hirten auf, sich auf den Weg zu machen und das Kindlein zu besuchen. Denn für sie und all die anderen Menschen ist Gott als Mensch geboren worden und liegt als Kind in der Krippe, im Stall zu Bethlehem.

Mit poetischen Worten erzählt von Stolberg die Ereignisse rund um die Verkündigung der Engel auf dem Felde: »Der Heere Gottes Macht hält bei frommen Hirten Wacht«. Das sind fürwahr große Worte für ein nicht minder großes Ereignis: »Christus ward uns heut geboren«.

Zu diesem Tonfall passt auch, dass von Stolberg nicht einfach die Stadt Jerusalem beim Namen nennt, sondern von der »Stadt Davids« spricht. Im Buch Samuel des Alten Testaments kam David als junger Schafhirte an den Hof Sauls, seinerzeit König von Israel. Nach Sauls Tod wurde David in Hebron zum König über die Südstämme Israels ernannt und konnte später die zwölf Stämme Israels zu einem Königreich vereinen. In der neuen Hauptstadt Jerusalem baute er einen Königspalast und ließ die Bundeslade nach Jerusalem bringen. David gilt damit als Begründer Israels. Und nun wurde Jesus in Davids Stadt geboren, doch die ganze Menschheit soll ihn verehren, denn Jesus soll Gott mit den Menschen versöhnen.

Tom Borg, 5. November 2023

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