Schlafe, mein Prinzchen

Das Wiegenlied Schlafe, mein Prinzchen dichtete Friedrich Wilhelm Gotter 1796.

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Musiknoten zum Lied - Schlafe, mein Prinzchen

Schlafe, mein Prinzchen, es ruhn
Schäfchen und Vögelchen nun,
Garten und Wiese verstummt,
auch nicht ein Bienchen mehr summt.
Luna mit silbernem Schein,
gucket zum Fenster herein.
Schafe beim silbernen Schein,
schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.
Schlaf ein, schlaf ein.

Alles im Schlosse nun liegt
tief in den Schlummer gewiegt,
Küche und Keller sind leer,
es reget kein Mäuschen sich mehr.
Nur in der Zofe Gemach
tönet ein schmelzendes Ach.
Was für ein Ach mag das sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.

Wer ist beglückter als du?
Nichts als Vergnügen und Ruh;
Zucker und Spielwerk vollauf
und noch Karessen im Kauf!
Alles benutzt und bereit,
dass nur mein Prinzchen nicht schreit.
Was wird es künftig erst sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.

Das Schlaflied Schlafe, mein Prinzchen, dessen wiegender Rhythmus schon viele Kinder sanft ins Reich der Träume begleitete, entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Den Text dichtete der deutsche Schriftsteller und Lyriker Friedrich Wilhelm Gotter (1746-1797) 1796 unter dem Titel Wiegenlied für das Schauspiel Esther.

Um die Urheberschaft bezüglich der Musik gab es diverse Dispute, unter anderen wurde es zeitweise sogar Mozart zugeschrieben. Inzwischen scheint die Urheberschaft geklärt zu sein und das Werk wird dem deutschen Komponist, Pianist und Violinist Johann Friedrich Anton Fleischmann (1766-1798) zugeschrieben. Zuvor wurde auch Bernhard Flies als Komponist in Betracht gezogen, doch seine Version fußte wohl auf Fleischmanns Melodie. Aber auch der renommierte Volksliedforscher Max Friedländer wies in seinem Werk Deutscher Liederschatz. Die schönsten Weisen der alten Sammlung Ludwig Erks. Neu bearbeitet, durch hundert Lieder vermehrt und mit ausführlichen Anmerkungen (Leipzig um 1920, S. 146) Flies als Komponisten aus.

Diese akademischen Differenzen konnten dem Erfolg des Liedes nichts anhaben. Es erfreut sich bis heute großer Beliebtheit und ganze Generationen Kinder sind mit dieser Melodie im Ohr eingeschlafen.

Ob der Liedtext Schlafe, mein Prinzchen sich tatsächlich an ein Prinzenkind richtet oder ob es sich um den Kosenamen eines Kindes handelt, ist zunächst nicht klar zu erkennen. In der ersten Strophe wird dem Kind erzählt, dass auch in der Natur »Schäfchen und Vögelchen« nun ruhn und »Garten und Wiese verstummt« sind und » auch nicht ein Bienchen mehr summt«. Der Mond (»Luna«) schaut zum Fenster hinein. Ein Motiv, das auch in anderen Schlafliedern oft vorkommt.

Erst in der zweiten Strophe wird klar, dass hier doch ein Prinzenkind in den Schlaf gesungen werden soll, denn »alles im Schlosse nun liegt tief in den Schlummer gewiegt«, auch die Bediensteten haben sich schlafen gelegt, nach dem langen Arbeitstag.

Und das Prinzchen muss sich auch keine Sorgen um das morgen machen. Schließlich wartet auf ihn ein neuer Tag mit all seinen Privilegien: »Nichts als Vergnügen und Ruh; Zucker und Spielwerk vollauf«. So wohlbehütet und versorgt kann das Prinzchen sorglos einschlafen. Und so liebevoll umsorgt sollte jedes Kindlein einschlafen, überall auf dieser Erde, egal ob es ein Prinzchen ist oder nicht. Ein liebevoll gesungenes Schlafliedchen gibt jedem Kind das Gefühl, etwas Besonderes, ein Prinzchen zu sein.

Tom Borg, 30. Mai 2023

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