Schlaf wohl, du Himmelsknabe du

Weihnachtliches Wiegenlied von Christian Friedrich Daniel Schubart mit Melodie von Heinrich Reimann

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Musiknoten zum Lied - Schlaf wohl, du Himmelsknabe du

Schlaf wohl, du Himmelsknabe du,
schlaf wohl, du süßes Kind!
Dich fächeln Engelein in Ruh'
mit sanftem Himmelswind.
Wir armen Hirten singen dir
ein herzig's Wiegenliedchen für:
Schlafe, schlafe, Himmelssöhnchen, schlafe!

Maria hat mit Mutterblick
dich leise zugedeckt,
und Joseph hält den Hauch zurück,
dass er dich nicht weckt.
Die Schäflein, die im Stalle sind,
verstummen vor dir, Himmelskind:
Schlafe, schlafe, Himmelssöhnchen, schlafe!

Bald wirst du groß, dann fließt dein But
von Golgatha herab,
ans Kreuz schlägt dich der menschen Wut,
da legt man dich ins Grab.
Hab immer deine Äuglein zu,
denn du bedarfst der süßen Ruh':
Schlafe, schlafe, Himmelssöhnchen, schlafe!

So schlummert in der Mutter Schoß
noch manches Kindlein ein,
doch wird das arme Kindlein groß,
so hat es Angst und Pein.
O Jesulein, durch deine Huld
hilf's ihnen tragen mit Geduld:
Schlafe, schlafe, Himmelssöhnchen, schlafe!

Schlaf wohl, du Himmelsknabe du ist ein weihnachtliches Wiegenlied des deutschen Dichters Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791). Veröffentlicht wurde das Gedicht 1786 in Schubarts Sämtliche Gedichte. Im Laufe der Jahre wurde das Gedicht mit verschiedenen Melodien unterlegt. Die zuerst vorgestellte Melodie wird Carl Neuner (1778-1830) zugeschrieben. Er veröffentlichte sie 1814 in der von ihm herausgegebenen Monatszeitschrift Musikalischer Jugendfreund. Allerdings gibt es Ähnlichkeiten mit einer Melodie eines geistlichen Liedes der Böhmischen Brüder aus dem Jahr 1588, die sich in mehreren Liederbüchern nachweisen lässt.

1895 findet sich eine ähnliche Melodie in Heinrichs Reimanns Werk Das deutsche geistliche Lied von dessen ältesten bis auf unsere Zeit nach den Quellen, die hier wiedergegeben ist. Die genaue Herkunft der Melodie und wer sich auf was gestützt hat, ist bis heute ungeklärt. Denkbar ist ja auch, dass beide Melodien auf eine andere, ältere, Melodie zurückgreifen.

1904 überarbeitete der schottische Kirchenmusiker Charles Macpherson das Lied und mit dem Text »O sleep thou heaven-born treasure thou« von Arthur Foxton Ferguson wurde das Lied mit Reimanns Melodie auch im Englischen bekannt.

Der hier gegebene Notensatz verwendet ebenfalls die Melodie von Reimann.

Christian Friedrich Daniel Schubart schildert in Schlaf wohl, du Himmelsknabe du seine Vorstellung von der biblischen Szene im Stall zu Bethlehem. Dabei fällt auf, dass die beiden ersten Strophen Jesus, das kleine Kind in der Krippe, preisen und bewundern. Die Beschaulichkeit des sicherlich nicht üppig ausgestatteten Stalls wird behaglich geschildert. »Dich fächeln Engelein in Ruh' mit sanftem Himmelswind« heißt es in der ersten Strophe. Und die Hirten singen dem Himmelssöhnchen ein Wiegenliedchen. Diese kleinkindliche Kosewortsprache lässt die Szene niedlich erscheinen. Doch über dem Kind schwebt bereits das Schicksal. In der dritten Strophe wird der Tod auf Golgatha prophezeit. Doch jetzt, im Stall zu Bethlehem, da soll der Himmelsknabe erst einmal wohl schlafen – Angst und Pein kommen später.

Tom Borg, 17. Oktober 2023

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