Schlaf', Kindlein, schlaf'!

Schlaf, Kindlein schlaf! ist das wohl bekannteste und meistgesungene deutsche Schlaflied und Wiegenlied.

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Musiknoten zum Lied - Schlaf', Kindlein, schlaf'!

Schlaf', Kindlein, schlaf'!
Der Vater hüt't die Schaf,
die Mutter schüttel's Bäumelein,
da fällt herab ein Träumelein.
Schlaf', Kindlein, schlaf'!

Schlaf', Kindlein, schlaf'!
Am Himmel zieh'n die Schaf':
Die Sternlein sind die Lämmerlein,
der Mond, der ist das Schäferlein.
Schlaf', Kindlein, schlaf'!

Schlaf', Kindlein, schlaf',
Christkindlein hat ein Schaf,
ist selbst das liebe Gotteslamm,
das um uns all zu Tode kam.
Schlaf', Kindlein, schlaf'!

Schlaf', Kindlein, schlaf'!
So schenk' ich dir ein Schaf
mit einer goldnen Schelle fein,
das soll dein Spielgeselle sein.
Schlaf', Kindlein, schlaf'!

Schlaf', Kindlein, schlaf'!
und blök' nicht, wie ein Schaf:
Sonst kommt des Schäfers Hündelein
und beißt mein böses Kindelein.
Schlaf', Kindlein, schlaf'!

Schlaf', Kindlein, schlaf'!
Geh' fort und hüt' die Schaf',
geh' fort, du schwarzes Hündelein,
und weck' mir nicht mein Kindelein!
Schlaf', Kindlein, schlaf'!

Schlaf, Kindlein, schlaf gilt als das bekannteste deutschsprachige Schlaflied, das jeder schon einmal gehört hat – und sei es auch nur mit dem Scherztext:

Schlaf, Kindlein, Schlaf!
Dein Vater ist ein Schaf!
Deine Mutter ist ein Trampeltier,
was kann das arme Kind dafür?

Auf die gleiche Melodie, die Johann Friedrich Reichardt (1752-1814) im Jahr 1781 komponierte, wird auch das nicht minder bekannte Schlaflied Maikäfer, flieg! gesungen.

Reichardt veröffentlichte seine Melodie zuerst in seinen Lieder für Kinder. Später, 1798, auch in Wiegenlieder für gute deutsche Mütter.

Weniger klar ist die Entstehungsgeschichte des Textes. Erste Passagen der ersten Strophe lassen sich bis 1611 zurückverfolgen. Vermutlich hat Joachim Heinrich Campe (1746-1818) davon abgeleitete Fragmente aufgegriffen und als Vorlage für seine Umdichtung verwendet, die dann zur heute bekannten Textform führte. Veröffentlich wurde der Text 1779 in Campes Kleine Kinderbibliothek mit dem Titel Fiekchens Wiegenlied, ihrer Puppe vorzusingen. Die Volksliedsammler Achim von Arnim und Clemens Brentano veröffentlichten das Lied auch im dritten Band der Sammlung Des Knaben Wunderhorn (1808), wo Brentano weitere Strophen hinzudichtete.

Im Jahr 1835 erschien die hier wiedergegebene Textfassung in Erlachs Werk Die Volkslieder der Deutschen. Diese ›offizielle‹ Fassung mit sechs Strophen galt für Viele als Einladung für weitere Strophen und Umdichtungen. Die Masse der entstandenen Textvarianten ist heute kaum noch zu überschauen. Bereits die Ausgangsfassung integrierte sowohl religiöse, als auch weltliche Themen in den Text. So wird unter anderem in der dritten Strophe das Christkind erwähnt und auf das Gotteslamm, das zu Tode kam. Diese dritte, christliche, Strophe wird heute eher selten berücksichtigt. Heute stehen mehr die beiden ersten Strophen im Vordergrund, wo sich Bäumelein auf Träumelein reimt und Sternlein auf Lämmerlein und Schäferlein. Mithin Wörter, die beruhigend klingen und das Kind in den Schlaf wiegen sollen.

Noch heute kommen neue Strophen hinzu; das Lied ist ja geradezu eine Einladung zum Erfinden eigener Texte, die man zum individuellen Einschlafritual ausbauen kann. Auf dass das Kindlein möglichst bald und geruhsam einschläft und mit angenehmen Träumen ruhig und geborgen die Nacht durchschläft.

Tom Borg, 24. Juni 2023

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