Nun will der Lenz uns grüßen

Der Ursprungstext zu diesem alten Reigen- und Frühlingslied stammt aus dem 13. Jahrhundert von Neithardt von Reuental, der von Karl Ströse überarbeitet wurde. Die Melodie ist eine Volksweise in Anlehnung an das alte Geusenlied Wilhelm von Nassauen aus dem 17. Jahrhundert.

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Musiknoten zum Lied - Nun will der Lenz uns grüßen

Nun will der Lenz uns grüßen,
von Mittag weht es lau;
aus allen Wiesen sprießen,
die Blumen rot und blau.
Draus wob die braune Heide
sich ein Gewand gar fein
und lädt im Festagskleide
zum Maientanze ein.

Waldvöglein Lieder singen,
wie ihr sie nur begehrt.
Drum auf zum frohen Springen,
die Reis' ist Goldes wert!
Hei, unter grünen Linden,
da leuchten weiße Kleid!
Heija, nun hat uns Kinden
ein End all Wintersleid.

Die Wurzeln des Frühlingslieds Nun will der Lenz uns grüßen reichen weit zurück bis ins 13. Jahrhundert zu einem Minnesänger namens Neithardt von Reuental. Viele seiner Werke inspirierte spätere Generationen. So auch den Autor Karl Ströse, der mittelalterliche Dichtkunst in freier Übertragung in die Sprache seiner Zeit übertrug und 1878 als Gedichtband unter dem Titel Deutsche Minne aus alter Zeit – ausgewählte Lieder der Minnesänger des Mittelalters veröffentlichte. Darunter auch das Gedicht Nun will der Lenz uns grüßen, das aus Neidharts, dem Sommer und der Liebe gewidmeten Gedicht, Diu zît ist hie hervorging.

Einer ersten Vertonung von Ströses drei Tanzweisen mit dem Gedicht durch den Komponisten Carl August Fischer aus dem Jahr 1885 war jedoch kein nennenswerter Erfolg beschieden.

Die heute bekannte Melodie ist eine Volksweise, die 1886 von Gustav Weber unterlegt wurde. Sie geht wohl auf das alte Geusenlied Wilhelmuns von Nassauen aus dem 17. Jahrhundert zurück und war in überarbeiteter Form 1886 erstmals anonym in einer in Zürich herausgegebenen Sammlung von Volksgesängen für den Männerchor erschienen.

In der heute bekannten Form hat das Lied zwei Strophen mit jeweils acht Versen. Ströses Gedicht hatte im Original fünf Strophen mit jeweils vier Versen. Entfallen ist die ursprünglich vierte Strophe, deren Worte »Du blonde Irmengard « und »Die Magde sind zur Hand« nicht so recht zu den anderen passen wollen, denn in denen geht es nur um die Natur im Frühling, während die vierte Strophe etwas Liebelei ins Spiel bringt. Ohne diese vier Verse wird Nun will der Lenz uns grüßen zu einem reinen Frühlingslied. Schließlich ist das Wort »Lenz« ein altdeutsches Wort für »Frühling«.

Als Frühlingslied fand Nun will der Lenz uns grüßen bereits ab der Jahrhundertwende 1900 große Verbreitung und wurde in zahlreiche Gebrauchs- und Schulliederbücher aufgenommen. Seit 1915 ist es auch in den Liederbüchern des Wandervogel enthalten und gehört bis heute zu den beliebtesten deutschen Volksliedern.

Tom Borg, 5. Juni 2023

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