Nun ade, du mein lieb Heimatland

Abschiedslied aus dem 19. Jahrhundert

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Musiknoten zum Lied - Nun ade, du mein lieb Heimatland

Nun ade, du mein lieb Heimatland,
lieb Heimatland ade.
Es geht nun fort zum fremden Strand,
lieb Heimatland, ade.
Und so sing ich denn mit frohen Mut,
wie man singet wenn,
wenn man wandern tut,
lieb Heimatland, ade!

Wie du lachst mit deines Himmels Blau,
lieb Heimatland, ade.
Wie du grüßest mich mit Feld und Au',
lieb Heimatland, ade.
Gott weiß, zu dir steht stets mein Sinn,
doch jetzt zur Ferne zieht's mich hin:
Lieb Heimatland, ade!

Begleitest mich, du lieber Fluss,
lieb Heimatland, ade.
Bist traurig, daß ich wandern muss;
lieb Heimatland, ade.
Vom moos'gen Stein, vom wald'gen Tal,
da grüß' ich dich zum letztenmal:
Lieb Heimatland, ade!

Das Wander- und Abschiedslied Nun ade, du mein lieb Heimatland stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Der Melodie liegt ein aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammendes westfälisches Soldatenlied zu Grunde.

Den Text dichte der spätere evangelisch-lutherische Pfarrer August Friedrich Georg Disselhoff (1829-1903) im Jahr 1848 als 19-jähriger Jugendlicher. Der ursprüngliche Titel des Gedichts lautete »Westfalen mein, ade!« und dieser Titel beschreibt das Gedicht treffender. Denn Disselhoff musste nach dem Abitur seine Heimatstadt Arnsberg, im Sauerland, verlassen, da er in Halle ein Studium der Evangelischen Theologie beginnen wollte.

So sagt dann auch gleich die erste Strophe, dass es heißt, Abschied nehmen vom Heimatland und sich der Fremde zuzuwenden. Der »fremde Strand« von dem im dritten Vers der ersten Strophe die Rede ist, ist wohl der Strand der Saale. Doch obwohl die Stadt Halle, an dem Fluss Saale gelegen, ein romantisches Städtchen war, vermisste Disselhoff seine Heimat. Halle war ihm fremd und ungewohnt.

Es heißt, Disselhoff habe den Text unter einem Baum vor der Ruine des Arnsberger Schlosses geschrieben. Ein romantisches Plätzchen, das noch heute viele Wanderer und Besucher anlockt. Auch Disselhoff wird sich dort vermutlich wohlgefühlt haben. Doch die Heimat kann auch die schönste Umgebung nicht vergessen machen. Heimatliche Sehnsucht ist ein Gefühl, das jeden ergreift – und ist es noch so schön in der Fremde, Heimat bleibt Heimat. Dieses Gefühl hat Disselhoff in poetische und ergreifende Worte gefasst, mit denen sich jeder identifizieren kann. So verwundert es nicht, dass die Zeile »Westfalen mein, ade« recht bald auf andere Orte angepasst und schließlich ganz allgemein durch »Lieb Heimatland ade« ersetzt wurde. Auswanderer, die Deutschland verließen, haben das Lied sogar um die Welt getragen.

Bis heute blieb Nun ade, du mein lieb Heimatland ein beliebtes Abschiedslied, das auch gerne beim Wandern gesungen wird.

Tom Borg, 21. Februar 2024

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