Neujahrslied

(Mit der Freude zieht der Schmerz)

Neujahrslied ist ein Gedicht von Johann Peter Hebel das von Felix Mendelssohn Bartholdy vertont wurde.

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Musiknoten zum Lied - Neujahrslied

Mit der Freude zieht der Schmerz
traulich durch die Zeiten,
schwere Stürme, milde Weste,
bange Sorgen, frohe Feste
|: Wandeln sich zur Seiten. :|

Und wo manche Träne fällt,
blüht auch manche Rose!
Schon gemischt, noch eh' wir's bitten,
ist für Throne und für Hütten
|: Schmerz und Lust im Lose. :|

War's nicht so im alten Jahr?
Wird's im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken geh'n und kommen wieder,
|: Und kein Wunsch wird's wenden. :|

Gebe denn, der über uns
wägt mit rechter Wage,
jedem Sinn für seine Freuden,
jedem Mut für seine Leiden
|: In die neuen Tage, :|

Jedem auf des Lebens Pfad
einen Freund zur Seite,
ein zufriedenes Gemüte
und zu stiller Herzensgüte
|: Hoffnung ins Geleite! :|

Das Gedicht Neujahrslied verfasste der evangelische Theologe, Lehrer und Schriftseller Johann Peter Hebel (1760-1826). Es erschien im Jahr 1834 in Hebels Sämmtlichen Werken.

Die vorliegende Vertonung von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) erschien erst nach Ableben des Dichters in Sechs Lieder für gemischten Chor. Dabei verwendete Mendelssohn Bartholdy (1809 - 1847) ursprünglich nur die ersten vier Strophen und passte auch die zweite Strophe der Melodieführung an und änderte Hebels Zeilen

Und wo manche Träne fällt,
blüht auch eine Rose,

in die zu singende Fassung

Und wo manche Träne fällt,
blüht auch manche Rose

In den fünf Strophen beschreibt Hebel die Höhen und Tiefen des zurückliegenden Jahres und stellt dabei seine Erkenntnis heraus: Glück und Leid liegen oft nah beieinander. Aus jedem Leid erwächst neues Glück und jedes Glück birgt auch sein ganz eigenes Leid. In jedem Schlechten findet sich auch ein Körnchen Gutes. Und das kuriose im Leben ist, dass es nicht eines nach dem anderen kommt, sondern permanent hin und her wogt.

So dichtet Hebel »Mit der Freude zieht der Schmerz traulich durch die Zeiten«. Mal wird man von »bange Sorgen« getrieben, dann feiert man wieder »frohe Feste«. Und dies gilt für alle »für Throne und für Hütten«, für das Schicksal sind wir alle gleich. Und das einzig unvergängliche ist die Vergänglichkeit; auch wenn wir uns in schlechten Zeiten ständig fragen: »Wird’s im neuen enden?«

Doch etwas Gutes hat dieser ständige Wandel: wenn wir eh zu jeder Portion Glück auch ein Häufchen Unglück dazu bekommen und umgekehrt, dann ist es sinnlos, sich zu beklagen, denn wir können es eh nicht ändern. Stattdessen sollten wir das Glück genießen, solange es bei uns weilt, und deas Leid in Demut ertragen, denn es wird irgendwann wieder von uns weichen: »Sonnen wallen auf und nieder, Wolken geh'n und kommen wieder«

Und abschließend hat Hebel auch noch einen Rat parat. Er empfiehlt uns in der letzten Strophe vier Begleiter für das neue Jahr: Freundschaft, Zufriedenheit, Herzensgüte und Hoffnung.

Tom Borg, 28. November 2023

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