Nehmt Euch in Acht!
Es kehrt die treue Schwalbe wieder,
Es rauscht der Quell, es tönen Lieder,
Der holde Frühling ist erwacht;
Nehmt Euch in Acht!
Des Winters Nacht
Weicht vor dem Strahl der Frühlings-Sonne,
Die Adern der Natur schwellt Wonne
Von neuen Flammen angefacht.
Nehmt Euch in Acht!
Der Blumen Pracht
Verkündet künft'ger Monden Segen,
Sanft sinkt ein weißer Blütenregen.
Der Tauber girrt, die Taube lacht;
Nehmt Euch in Acht!
Habt auf Euch Acht!
Denn mit dem ersten Grün der Blätter
Kömmt der gefährlichste der Götter
Und übet doppelt seine Macht:
Nehmt Euch in Acht!
Sein Auge lacht;
Geschmückt mit Köcher, Pfeil und Bogen
Kömmt gaukelnd er daher geflogen
Und zeigt der Flügel bunte Pracht.
Nehmt Euch in Acht!
Scheut seine Macht!
Er hält den Pfeil am Rosenmunde;
Oft wird in einer schwachen Stunde
Das Herz zum Lieben angefacht.
Nehmt Euch in Acht!
Um Mitternacht
Belauscht er eine weiche Seele,
Wenn Luna nur und Philomele
Und Eure Sehnsucht wacht:
Nehmt Euch in Acht!
Er droht und lacht;
O reizt ihn nicht zum ernsten Streite,
Wenn schützend nicht an seiner Seite
Sein Bruder Hymen wacht:
Nehmt Euch in Acht!