Muss i denn, muss i denn zum Städtele naus

Muss i denn, muss i denn zum Städtele naus schuf Friedrich Silcher 1824 nach einem älteren Volkslied mit zwei Zusatzstrophen von Heinrich Wagner.

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Musiknoten zum Lied - Muss i denn, muss i denn zum Städtele naus

Muß i denn, muß i denn
zum Städtele naus, Städtele naus,
und du, mein Schatz, bleibst hier?
Wenn i komm, wenn i komm,
wenn i wiedrum komm, wiedrum komm,
kehr i ein, mein Schatz, bei dir.
Kann i gleich net allweil bei dir sein,
han i doch mein Freud an dir;
wenn i komm, wenn i komm,
wenn i wiedrum komm, wiedrum komm,
kehr i ein, mein Schatz, bei dir.

Wie du weinst, wie du weinst,
Dass i wandere muss, wandere muss,
Wie wenn d' Lieb' jetzt wär' vorbei!
Sind au drauß, sind au drauß
Der Mädele viel, Mädele viel,
Lieber Schatz, i bleib dir treu.
Denk du net, wenn i 'ne Andre seh',
No sei mein' Lieb' vorbei;
Sind au drauß, sind au drauß
Der Mädele viel, Mädele viel,
Lieber Schatz, i bleib dir treu.

Über's Jahr, über's Jahr,
Wenn me Träubele schneid't,
Träubele schneid't,
Stell' i hier mi wiedrum ein;
Bin i dann, bin i dann
Dein Schätzele noch, Schätzele noch,
So soll die Hochzeit sein.
Über's Jahr, do ist mein' Zeit vorbei,
Da g'hör' i mein und dein;
Bin i dann, bin i dann
Dein Schätzele noch, Schätzele noch,
So soll die Hochzeit sein.

Die Melodie des Abschiedslied Muss i denn, muss i denn zum Städtele naus, mancherorts auch liebevoll als ›Schwabenliedle‹ bezeichnet, stammt ursprünglich aus dem Remstal, das zwischen Ludwigsburg und der Schwäbischen Alb liegt. Dort war es schon Anfang des 18. Jahrhunderts bekannt. Friedrich Silcher, der von 1789 bis 1860 lebte und viele Volkslieder komponiert hat, griff diese Melodie auf und arrangiert 1824 seine Version des Lieds. Dazu überarbeitete er auch die vorhandene erste Strophe. Die Strophen zwei und drei fügte Heinrich Wagner (1783–1863), auf Bitten Silchers, im gleichen Jahr hinzu. Silcher veröffentliche das Lied drei Jahre später in seinen Volksliedern für 4 Männerstimmen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde das Lied dann in eine Reihe von Gebrauchsliederbüchern aufgenommen.

Friedrich Silcher gab den Lied ursprünglich den Titel Abschied, denn der Text der ersten Strophe sind die Abschiedsworte eines jungen Mannes, der das »Städtele«, in dem sein »Schatz« lebt, verlassen muss. Er verspricht dem Mädchen die Treue und die Heirat, wenn er »übers Jahr« zurückkommt.

Wie kaum ein anderes Lied verknüpfte das Lied die Stimmung des Abschieds mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen. Es wurde deshalb auch regelmäßig als Abschiedslied gespielt, wenn die großen Dampfschiffe von Deutschland Richtung Übersee aufbrachen. Dies war damals noch ein großes Abenteuer und keiner konnte sich sicher sein, dass er seine Lieben wiedersehen würde. So trugen die Auswanderer das Lied hinaus in die weite Welt und sangen es wohl auch in der neuen Heimat. So erreichte das Lied bereits im 19. Jahrhundert eine große internationale Popularität.

Endgültig internationale Bekanntheit erlangte das Lied dann im Jahr 1960, als der seinerzeit in Deutschland stationierte amerikanische Rock 'n' Roll Sänger Elvis Presley das Lied in Deutschland kennenlernte und in einer englischen Version unter dem Titel Can't you see I love you (Wooden Heart) aufnahm.

Auch viele Stars der Volks- und Schlagermusik nahmen dies Lied auf. Darunter Heino (1971), Karel Gott (1976) und Vicky Leandros (1977). 1962 sang Vico Torriani das Lied im gleichnamigen Schlagerfilm Muß i denn zum Städtele hinaus.

Bis heute blieb Muss i denn, muss i denn zum Städtele naus eines der beliebtesten deutschen Volks- und Abschiedslieder.

Tom Borg, 26. Mai 2023

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