Martinslied

(Sanct Marten wöllen loben wir)

Loblied auf den Heiligen Martin

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Musiknoten zum Lied - Martinslied

Sanct Martin wöllen loben wir,
Der uns aus Most kann machen schier
Den Wein den wir solln trinken.
Darum wöll wir mit ganzer Gier,
Was unser ist in der Revier,
Des Wirtes Knecht her winken.

Dass er uns gnug des Weins her trag
Und darnach in der Küchen frag
Die Köchin oder die Hausdieren,
Ob sie die Gans gebraten hab,
Darauf man dann wol trinken mag
Und auf die Schweinebraten.

Herr Wirt, nun laßt uns fröhlich sein,
Und trag uns her ein guten Wein,
Keins argen, nur des besten!
Groß Kandel voll, das Fäßlein dein
Sollt du uns allzeit schenken ein,
So gewinnst du fröhlich Gäste.

Der Text zum Martinslied findet sich bereits bei Forster (1540, Band II, Nr. 2) und wurde später von Hoffmann von Fallersleben in seine »Gesellschaftslieder« (I, 366) aufgenommen. Die vorliegende Fassung liefert Magnus Böhme in »Deutscher Liederhort« (Band III S. 78).

Speziell in älteren Liederbüchern gibt es zahlreiche Lieder rund um Martini, den Martinstag, und die traditionellen Martinsbräuche. Dabei geht es meist ums Feiern - mal mehr und mal weniger feuchtfröhlich wie das Martinslied schildert. Auch die Martinsgans ist immer dabei (vgl. Böhme: Deutscher Liederhort, Band III S. 78ff).

Rund um Martini existieren zahlreiche Bräuche, die teilweise bis zur frühchristlichen Zeit zurückreichen. Damals markierte der Martinstag den Beginn der Fastenzeit, die bis ins 19. Jahrhundert, in orthodoxen Kirchen teilweise bis heute, übliches Ritual des Jahreslaufs war. Lebensmittel und Tierbestände, die den Winter bzw. die Fastenzeit nicht überstehen konnten, wurden am Vorabend der Fastenzeit beim festlichen Gelage verbraucht.

Der Martinstag, kurz Martini, markierte aber auch das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres. An diesem Tag begannen die Pacht- und Zinsfristen und auch der sogenannte Zehnte war traditionell zu Martini fällig und wurde meist in Naturalien, oft einer Gans, beleistet, die dann auch festlich verspeist wurde. Daraus resultierte die Bezeichnung Martinsgans.

Kinder feierten den Martinstag auf ihre Weise: Sie zogen mit Laternen und Gesang durch die Straßen. Zum Abschluss gab es dann häufig ein großes Martinsfeuer als abschließender Höhepunkt des Laternenumzugs.

Heutzutage ziehen die Kinder nach Einbruch der Dämmerung mit einer Laterne von Tür zu Tür und singen Martinilieder. Für große Martinsfeuer ist in heutigen Städten meist kein Platz mehr. Ein Grund zum gemeinsamen Essen, Trinken und Feiern ist der Martinstag aber allemal. Und das Singen kommt dabei auch nicht zu kurz.

In früheren Zeiten und auch heute in katholischen Gegenden wird das Martinsbrauchum mit dem Heiligen Martin von Tours in Verbindung gebracht, der am 11. November 397 zu Grabe getragen wurde. In protestantischen Gegenden bringt man das Martinisingen mit dem Tauftag Martin Luthers in Verbindung, der an einem 11. November getauft wurde. In Ostfriesland und vielen evangelischen Gegenden findet das Martinisingen deshalb auch am Abend des 10. November statt.

Claudia Nicolai

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