Kommet, ihr Hirten ist ein Weihnachtslied dessen Melodie aus der altböhmischen Gegend um Olmütz überliefert ist. Den heute meist gesungene Text, wie er auch hier wiedergegeben ist, gestaltete der Leipziger Komponist und Kapellmeister Carl Riedel (1827-1888) nach den traditionellen Textfragmenten. Erstmals veröffentlicht wurde diese Fassung 1870 in Riedels Liedersammlung Altböhmische Gesänge für gemischten Chor unter dem Titel Die Engel und die Hirten. In dieser Version erreichte das Lied ein breites Publikum und avancierte zu einem der beliebtesten Weihnachtslieder das auch heute noch gerne gesungen wird. Unter der Nummer 48 steht es im Evangelischen Gesangsbuch, aber auch im Gotteslob ist es enthalten.
Ganz in der Tradition der Hirtenlieder, erzählt das Lied, der Weihnachtsgeschichte nach Lukas 2, 8-20. folgend, in der ersten Strophe von der Verkündung der Geburt Jesu durch Engel an die Hirten: »Kommet, ihr Hirten, ihr Männer und Fraun« rufen sie, »Christus, der Herr, ist heute geboren«. Und alle werden aufgefordert, das heilige Kind, den Heiland, in der Krippe zu besuchen.
Die Hirten lassen sich nicht zweimal auffordern und rufen in der zweiten Strophe fröhlich: »Lasset uns sehen in Bethlehems Stall«. Sie wollen den Engeln folgen, nach Bethlehem ziehen und dem neugeborenen Kind ihre Aufwartung zu machen.
Die dritte Strophe richtet sich schließlich an uns alle. Wir wollen die gute Nachricht der Engel in unsere Herzen aufnehmen und uns mit den Hirten in Bethlehem freuen, dass nun Friede auf Erden einkehren wird. Den Ruf »Nun soll es werden Friede auf Erden« können wir zwar nicht wörtlich nehmen, denn wirklich friedlich war die Welt in den letzten zweitauschend Jahre nicht. Doch dieser Friede ist eher symbolisch zu verstehen, als Friede in unseren Herzen und Frieden mit Gott, der als Zeichen seiner Liebe uns seinen Sohn geschickt hat.
Tom Borg, 4. September 2023