In einem Polenstädtchen

Das Volkslied In einem Polenstädchen war die Vorlage für Heinos Kulthit Polenmädchen.

Downloadformate

Musiknoten zum Lied - In einem Polenstädtchen

In einem Polenstädtchen
da lebte einst ein Mädchen,
die war so schön.
|: Sie war das allerschönste Kind,
das man in Polen findt.
Aber nein, aber nein, sprach sie,
ich küsse nie. :|

Wir spielten Schach und Mühle
und sie verlor beim Spiele
ihr ganzes Geld. -
|: Ich zahl dir alle deine Schuld
um eines Kusses Huld:
Aber nein, aber nein, sprach sie,
ich küsse nie! :|

Ich führte sie zum Tanze,
da fiel aus ihrem Kranze
ein Röslein rot.
|: Ich hob es auf von ihrem Fuß,
bat sie um einen Kuß:
Aber nein, aber nein, sprach sie,
ich küsse nie! :|

Und als der Tanz zu Ende,
reicht sie mir beide Hände
zum Abschied hin:
|: Komm her, du stolzer Kanonier,
bekommst den ersten Kuß von mir,
vergiß Maruschka nicht,
das Pölenkind. :|

Und als ich kam nach Polen,
Maruschka mir zu holen, -
Ich suchte hier und suchte dort,
|: ich suchte sie an jedem Ort,
ich fand Mamschka nicht,
das Polenkind. :|

In einem kleinen Teiche,
da fischt man eine Leiche,
die war so schön.
|: Sie trag 'nen Zettel in der Hand,
darauf geschrieben stand:
Ich hab einmal geküßt
und schwer gebüßt. :|

Es war das Jahr 1973 als der deutsche Schlager, den heute mancher in sentimentaler Sehnsucht zurückwünscht, in seiner Blütenzeit stand. Stars wie Chris Roberts und Jürgen Marcus waren damals die Idole der Teenies. Und auch er war dabei: Heino. Mit seiner Version des Polenmädchen hatte er damals einen seiner größten Hits. Auf die schlagermäßig aufpolierte traditionelle Melodie sang Heino die altbekannte erste Strophe, eine geringfügig variierte Version der dritten Strophe und eine weitere Strophe, die nach Motiven der übrigen Strophen neugestaltet wurde.

Als Volkslied ist In einem Polenstädchen ist das Lied seit 1895 bekannt. Laut Volksliedforscher Theo & Sunhilt Mang (Liederquell, Dörfler Verlag, 2015, ISBN 978-3-89555-679-1, Seite 540) liegen die Anfänge um 1840. Damals schrieb ein Lehrer mit Im Dörfchen, wo ich lebte ein Lied auf, das als Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung des »Polenmädchen« gilt. Bereits 1846 erschien es in Deutscher Liederkranz. 1895 (s. Mang, a.a.O.) berichtete der Liederforscher Franz Magnus Böhme über das Lied und datiert den Ursprung auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Aus diesen Quellen entwickelte sich im Ersten Weltkrieg die Urfassung der modernen Liedversion, die jedoch im Laufe der Zeit mehrfach leichte Modifikationen erhielt. Mang (a.a.O.) benennen Klaus Prigge als möglichen Textdichter und Martin Stronsdorf als Urheber der modernen Melodiefassung.

Fest steht jedoch: In der Zeit des Ersten Weltkriegs wurde In einem Polenstädchen zu einem beliebten Lied, das nicht nur in Soldatenkreisen gerne gesungen und als Marsch verwendet wurde, sondern auch in der Bevölkerung viele Anhänger fand. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Lied von den Nationalsozialisten verboten: »Ein nordischer Soldat küsst kein Polenmädchen!«

Auch nach dem Krieg blieb In einem Polenstädchen beliebt und wurde als Soldatenlied und Militärmarsch verwendet. In neuerer Zeit machte das Lied dann auch als Schlager Karriere und gilt spätestens seit Heinos Mitsing-Version al Stimmungslied.

Tom Borg, 7. August 2023

 Top