In einem kühlen Grunde

In einem kühlen Grunde dichtete Joseph von Eichendorff 1807/08. Gesungen wird das Lied auf eine Melodie von Johann Friedrich Glück aus dem Jahr 1814.

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Musiknoten zum Lied - In einem kühlen Grunde

In einem kühlen Grunde,
da geht ein Mühlenrad;
mein Liebchen ist verschwunden,
das dort gewohnet hat.
Mein Liebchen ist verschwunden,
das dort gewohnet hat.

Sie hat mir Treu' versprochen,
gab mir ein' Ring dabei,
sie hat die Treu gebrochen:
Das Ringlein sprang entzwei.

Ich möcht' als Spielmann reisen
weit in die Welt hinaus
und singen meine Weisen
und gehn von Haus zu Haus.

Ich möcht' als Reiter fliegen
wohl in die blut'ge Schlacht,
um stille Feuer liegen
im Feld bei stiller Nacht.

Hör' ich das Mühl'rad gehen,
ich weiß nicht, was ich will -
ich möcht' am liebsten sterben,
dann wär's auf einmal still.

In einem kühlen Grunde, ein Gedicht von Joseph von Eichendorff aus dem Jahr 1807/08, das 1809 veröffentlicht wurde, wird auf eine Melodie gesungen, die Johann Friedrich Glück 1814 als Tübinger Student komponierte. Interessant dabei ist, dass der markante Aufschwung in die obere Oktave im drittletzten Takt erst durch das singende Volk eingebracht wurde.

Einst sangen es die Comedian Harmonists, später Max Raabe, Heino und noch viele andere bekannte Künstler: das Lied In einem kühlen Grunde. Eigentlich lautet der Titel dieses traurigen Liebeslieds Das zerbrochene Ringlein, so notierte es sein Dichter Joseph von Eichendorff (1788-1857), als er dieses Gedicht im Alter von zwanzig Jahren verfasste.

Frühe gedruckte Vertonungen überschrieben dieses Lied auch mit dem Titel Untreue, denn darum geht es in dem Lied: eine unerfüllte Liebe, die Joseph von Eichendorff damals für Käthchen Förster empfand. Sie war die Nichte des Bäckermeisters bei dem Eichendorff seinerzeit wohnte. Käthchen half dort im Haushalt und hatte offenbar ein Feuer in des Dichters Herzen entfacht. Ob sie ihm wirklich einen Ring gab und die Treue versprach oder ob es dichterische Freiheit war, ist leider nicht überliefert.

Doch »sie hat die Treu' gebrochen« heißt es in der zweiten Strophe. Und das »Ringlein sprang entzwei«. Der Ring als Symbol für Liebe und Treue war zerbrochen; das Feuer der Liebe erloschen – zumindest auf der Seite der Geliebten. Die Beziehung, wenn es denn je eine war, war zerbrochen und hinterließ bei Eichendorff ein Gefühlschaos aus Liebeskummer und Sehnsucht. Er zieht in die Welt hinaus, doch wo immer er einkehrt, die Erinnerung hält ihn gefangen, denn da ist nicht nur das zerbrochene Ringlein, sondern auch das Mühlrad in dem »kühlen Grunde«. Und Mühlräder gab es damals überall. Wohin er auch ging, ein Mühlrad erinnerte ihn stets an seine unerfüllte Liebe. Denn sein »Liebchen ist verschwunden, das dort gewohnet hat«. Geblieben ist die Sehnsucht des Dichters, die Eichendorff in dieses romantische Gedicht legte.

Bis heute erfreut sich das Lied In einem kühlen Grunde großer Beliebtheit und gehört zum festen Repertoire vieler Chöre und Gesangsvereine.

Tom Borg, 22. Mai 2023

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