Hymne an die heilige Nacht

(Heil'ge Nacht, o gieße du)

Hymne an die heilige Nacht ist ein Weihnachtslied auf eine Melodie von Ludwig van Beethoven.

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Musiknoten zum Lied - Hymne an die heilige Nacht

Heil'ge Nacht, o gieße du
Himmelsfrieden in mein Herz!
Bring' dem armen Pilger Ruh,
holde Labung seinem Schmerz!
Hell schon erglühn die Sterne,
grüßen aus blauer Ferne:
Möchte zu euch so gerne
fliehn himmelwärts!

Harfentöne, lind und süß,
weh'n mir zarte Lüfte her
aus des Himmels Paradies,
aus der Liebe Wonnemeer.
Glüht nur, ihr goldnen Sterne,
winkend aus blauer Ferne:
Möchte zu euch so gerne
fliehn himmelwärts!

Die Hymne an die heilige Nacht dichtete der Lyriker Friedrich von Matthisson (1761-1831). Gesungen wird das Lied auf eine Melodie von Ludwig van Beethoven (1770-1827), die der Klaviersonate No. 23, op. 57 (Andante) entstammt. Diese war wiederum Grundlage für einen Chorsatz, der dem Lied dann zu größerer Bekanntheit verhalf und auch heute noch gerne gesungen wird, auch wenn man es im Kanon der meistgesungenen Weihnachtslieder vergeblich sucht.

Strenggenommen ist Hymne an die heilige Nacht eigentlich auch gar kein »richtiges Weihnachtslied« in dem Sinne, dass die biblische Geschichte mit den Ereignissen in Bethlehem rund um das himmlische Jesuskind mit keinem Wort erwähnt wird. Nur die ersten beiden Wörter des Textes, »Heil'ge Nacht«, lassen einen Zusammenhang mit Weihnachten vermuten.

Von Matthisson zeichnet das Bild einer heiligen und friedlichen Atmosphäre inmitten einer Nacht und fühlt die Sehnsucht, diese Ruhe und göttliche Harmonie im eigenen Herzen zu spüren. Denn seine poetischen Zeilen beschreiben zwar eine nächtliche Szenerie, in der die Sterne am Himmel leuchten und alles friedlich erscheint. Man möchte sich zurücklehnen und den Anblick genießen. Doch in dem Bildnis vom Himmelsfrieden und den Sternen in der Ferne steckt auch die einladende, fast verlockende Botschaft, dieser Sehnsucht und dem Ruf des Himmels zu folgen und sich in die himmlischen Sphären zu flüchten.

Für sein Gedicht greift von Matthisson tief in die poetische Schatztruhe. Die Symbolik der Nacht als Zeit der Ruhe und des Friedens wird durch die Beschreibung der glühenden Sterne verstärkt, die wie funkelnde Lichter aus weiter Ferne leuchten und nicht nur ein Gefühl der göttlichen Harmonie vermitteln, sondern auch die Größe der Schöpfung Gottes aufzeigen und Hoffnung auf ein Sein jenseits des Lebens andeuten.

Die Erwähnung einer Harfe mit ihren sanften, süßen Tönen verstärkt das romantische Bild, das von einem Ort der Reinheit, des Trostes und der Liebe gezeichnet wird. Die Verwendung von Metaphern wie »aus des Himmels Paradies, aus der Liebe Wonnemeer« verleiht dem Text eine spirituelle und romantische Note, die die Sehnsucht nach einer höheren Ebene des Seins, nach einem Ort jenseits der Weltlichen, ausdrückt. Die wiederholte Betonung des Wunsches, »himmelwärts zu fliehen«, drückt den starken inneren Drang aus, sich von den irdischen Sorgen zu lösen und sich dem Göttlichen hinzugeben. Die Nacht, sie markiert im Tagesablauf ein Ende. Für von Matthisson eröffnet die Nacht den Blick auf das Göttliche und auf die Sterne aus der Ferne, die zeigen, dass die Nacht nicht das Ende ist, sondern erst den Blick auf etwas Größeres ermöglicht.

Somit kann man Hymne an die heilige Nacht auch als Ausdruck der Hoffnung auf eine bessere Welt verstehen. Und auch das vermittelt uns Weihnachten. Somit passt das Lied durchaus in die Weihnachtszeit.

Tom Borg, 20. Dezember 2023

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