Hohe Tannen weisen die Sterne

Heimatlied aus Schlesien. Die Melodie stammt aus dem 18. Jahrhundert, der Text entstand Anfang des 20. Jahrhunderts

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Musiknoten zum Lied - Hohe Tannen weisen die Sterne

Hohe Tannen weisen die Sterne,
von der Isar wild schäumender Flut.
|: Liegt das Lager auch weit in der Ferne,
doch du, Rübezahl hütest es gut. :|

Hast dich uns zu eigen gegeben,
der die Sagen und Märchen erspinnt
und im tiefsten Waldesleben
als ein Riese Gestalt annimmt.

Komm zu uns ans lodernde Feuer,
in die Berge bei stürmischer Nacht!
Schirm die Zelte, die Heimat, die teure,
komm und halte mit uns treue Wacht!

Höre, Rübezahl, was wir dir sagen:
Volk und Heimat, die sind nicht mehr frei!
Schwing die Keule wie in alten Tagen,
schlage Hader und Zwietracht entzwei!

Das melancholisch anmutende Lied Hohe Tannen weisen die Sterne, das auch als »Rübezahllied« bezeichnet wird, ist ein altes schlesisches Volkslied aus dem 18. Jahrhundert nach dessen Melodie auch das fränkische Lied gesungen wird. Es besingt die sagenumwobene Gestalt des gutmütigen Bergriesen »Rübezahl«, der als Beschützer gepriesen wird. Der Berggeist Rübezahl gilt als wankelmütiges Wesen, das böse Menschen straft und als Beschützer der Heimat auftritt. Dies wird im Lied hervorgehoben durch die vor jeder Strophe wiederholten Zeilen: »Liegt das Lager auch weit in der Ferne, doch du, Rübezahl hütest es gut«.

Die heute gesungene Textfassung entstand jedoch erst zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1923 in der Zeitschrift »Jugendland« anonym veröffentlicht und im Laufe der Zeit immer wieder leicht verändert. Auch kam manche neue Strophe hinzu, die vor dem Hintergrund der Volksabstimmung und Abtretung Oberschlesiens an Polen sowie der NS-Zeit teilweise auch einen spöttischen und regimekritischen Unterton enthielten.

Dem Umstand, dass Hohe Tannen weisen die Sterne während des Dritten Reichs sowohl von den Machthabern als auch von Widerstandkämpfern gesungen wurde, ist es wohl zu verdanken, dass dieses schöne, melancholisch anmutende Heimatlied heute nicht auf dem Index der politisch belasteten Lieder steht und ohne jeden Hintergedanken gesungen werden kann.

Heute ist Hohe Tannen weisen die Sterne als volkstümlicher Schlager vor allen in den Versionen von Heino und Ronny bekannt. Als Heimatlied wurde es jedoch fester Bestandteil der schlesischen Volks- und Heimatkultur, das tief im – nicht nur schlesischen – Volksgesang verankert ist.

Die 1923 veröffentlichte fünfte Strophe

Weiße Blume im Lichte da droben
Träume weiter vom wilden Streit
Denn Dir Blume ist im Ring da droben
Unser Waffengang des Lebens geweiht.

wird heute allerdings selten gesungen und ist vor allem in der jüngeren Generation wenig bekannt.

Tom Borg, 25. Juni 2024

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