Heut' kommt der Hans zu mir

Der Kanon Heut kommt der Hans zu mir ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts verbreitet. Erste bekannte Abdrucke in Liederbücher sind laut Wikipedia aus dem Jahr 1937 überliefert (Liederblatt der Hitlerjugend, 3. Jahresband (53-64) von Georg Stumme). Die Melodie ist mündlich überliefert und durch den Kanon Himmel und Erde müssen vergehn seit Mitte des 19. Jahrhunderts in ganz Deutschland bekannt.

Neben den drei traditionellen Strophen mit den Orten Oberammergau und Unterammergau hat der Volksmund diverse weitere Textvarianten hinzugedichtet. Beispielsweise diese:

Hans isst gern Schweizerkäs
ohne Gebiss.
Ob er aber mit dem Oberkiefer kaut,
oder aber mit dem Unterkiefer kaut,
oder aber überhaupt nicht kaut,
das is net g'wiss.

Hans muss zum Militär,
man sagt ihm: "Schieß!"
Ob er aber nun den Oberoffizier,
oder aber nur den Unteroffizier
oder aber überhaupt nicht trifft,
das is net g'wiss.

Wie beliebt Heut kommt der Hans zu mir auch heute noch ist, zeigen nicht nur die unzähligen Textvarianten, zu denen auch heute noch neue hinzukommen, sondern auch die Fülle der Videos auf Youtube, wo das Lied nicht nur von Kindern gesungen wird, sondern auch von Erwachsenen. "Echte" Stars der Volksmusik sucht man in der Liste jedoch vergebens. Die meisten Videos stammen von Kinderlieder-Projekten oder als Hobby Musizierende. Denn das lustige und spielerische Stück eignet sich hervorragend zum gemeinsamen Singen und Musizieren – für die kleinen Sangesfreunde ebenso wie für die älteren Musikliebhaber. Allerdings, als Trinklied zu fortgeschrittener Stunde ist es nicht zu gebrauchen, obwohl es auf den ersten Blick dazu geradezu einlädt. Denn die ähnlichen aufeinanderfolgenden Silben machen den Text zu einem Zungenbrecher den man dem Sprechorgan aber einem gewissen Promillegrad einfach nicht mehr zumuten sollte. Dafür eignet sich das Lied umso mehr für Kindergarten und Grundschule, wo es mit Freuden gesungen wird.

Tom Borg, 20. Mai 2023