"So alleine wandelst du?
Schon ist Mitternacht vorüber;
Regenwolken ziehn herüber;
Mädchen, Mädchen geh zur Ruh,
Mädchen, Mädchen, geh zur Ruh!"
"Ruhen kann ich nicht allein!
Denn mein Geliebter hat versprochen
heute bei mir anzupochen:
Ruhen kann ich nicht allein!"
"Ruhen sollst du nicht allein!
Hat dein Buhle dir gelogen,
nun so sei er auch betrogen,
bring mich in dein Kämmerlein!"
"Bringen will ich dich dahin;
eng ist's nur, misst kaum drei Schritte,
aber Ruh in seiner Mitte,
ringsum blüht der Rosmarin."
"Wie das Leichhuhn ängstlich ruft!
Wie die Winde schaurig blasen!
Ist das nicht der Kirchhof-Rasen?
Ha, ich wittre Gräberduft!"
"Sieh, hier ist mein Schlafgemach,
eng und klein und still und düster:
Sieh, da stört uns kein Geflüster,
wnd da wohnt kein Weh und Ach!"
"Weh, dies ist Luisens Grab,
Die ich treulos einst verlassen!
Mädchen, musst mich nicht umfassen!
Weh, du ziehst mich ja hinab!"
"Sieh, Luise steht vor dir!
Hast mich ja zur Braut gewählet;
komm, der Tod hat uns vermählet,
komm und schlummre nun bei mir!"