Gold und Silber lieb ich sehr

Den Text Gold und Silber lieb ich sehr schrieb August Schnezler 1828, die Melodie komponierte Friedrich Hieronymus Truhn 1843.

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Musiknoten zum Lied - Gold und Silber lieb ich sehr

Gold und Silber lieb ich sehr,
kann's auch gut gebrauchen,
hätt ich nur ein ganzes Meer,
mich hineinzutauchen;
braucht ja nicht geprägt zu sein,
hab's auch so ganz gerne,
|: sei's des Mondes Silberschein.
sei's das Gold der Sterne. :|

Doch viel schöner ist das Gold,
das vom Lockenköpfchen
meines Liebchens niederrollt
in zwei blonden Zöpfen.
Darum, du, mein liebes Kind,
laß uns herzen, küssen,
bis die Locken silbern sind
und wir scheiden müssen.

Seht, wie blinkt der goldne Wein
hier in meinem Becher;
horcht, wie klingt so silberrein
froher Sang der Zecher!
Dass die Zeit einst golden war,
will ich nicht bestreiten,
denk ich doch im Silberhaar
gern vergangner Zeiten.

Das aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammende Liebeslied Gold und Silber lieb ich sehr wird auch heute noch gerne gesungen, nicht zuletzt weil es auch als Trinklied sehr beliebt ist. Die schwungvolle Melodie komponierte Friedrich Hieronymus Truhn (1811-1886) im Jahr 1843 während der Text bereits 1828 vom Dichter und Sagensammler August Schnezler geschrieben wurde.

Neben der hier vorgestellten Version mit drei Strophen gibt es diverse andere Textvarianten, Parodien und Variationen. Dies bleibt bei einem so beliebten Lied nicht aus. Besonders hervorzuheben ist die Studentenfassung aus dem Jahre 1843, denn, wenn es in der dritten Strophe schon um Wein, Becher und Zecher geht, dann waren die Studenten der damaligen Zeit nicht allzu weit weg und haben ihre Version des Lieds gesungen. Mit dem Aufkommen dieser Studentenversion hielt das Lied Gold und Silber lieb ich sehr auch Einzug in die Kommersbücher und die Liederbücher der bündischen Jugend sowie der Wandervogel-Bewegung. Bis heute ist das Lied in modernen Wanderliederbüchern und vielen Gebrauchsliederbüchern vertreten.

Von den Großen der deutschen Schlager- und Volksmusik gibt es jedoch nicht allzu viele Aufnahmen von Gold und Silber lieb ich sehr. Die prominentesten Interpreten sind Ronny (1969) und Heino (2003) sowie der Montanara Chor (1979). Etwas weniger bekannt sind die Aufnahmen von Alfred Scholl (1976), Ann und Andy (1990) und Die Bänkelsänger (2017).

Dennoch hat das Lied Gold und Silber lieb ich sehr auch in der heutigen Zeit nichts von seiner Schönheit verloren, auch wenn man diese vielleicht erst auf dem zweiten Blick erkennt. Denn Textdichter August Schnezler spielt mit unseren Gedanken und Vorstellungen. Er lockt uns mit den Edelmetallen Gold und Silber, die wir natürlich lieben, wenn sie in unseren Taschen stecken. Doch setzt Schnezler sie umgehend in Beziehung mit anderen Werten und kombiniert das Silber mit dem Licht des Mondenscheins und das Gold mit dem Glanz der Sterne. Gold und Silber sollen uns auch das Alter schmackhaft machen, wenn wir mit Silberhaar der vergangenen goldenen Zeiten gedenken. Das Lied verknüpft gekonnt alltägliche Dinge mit den Aufmerksamkeit erhaschenden Begriffen ›Gold‹ und ›Silber‹. Seien es nun die goldenen Locken des Liebchens oder der goldene Wein. Damit öffnet uns das Lied die Augen für die Kleinigkeiten des Lebens, die oft viel wertvoller sind als physisches Gold und Silber.

Tom Borg, 1. Juni 2023

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