Freut euch, ihr Hirten all'

Weihnachtslied von Angelus Silesius

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Musiknoten zum Lied - Freut euch, ihr Hirten all'

Freut euch, ihr Hirten all', und jauchzt mit großem Schall!
Gott ist ein Kind gebor'n, hat Mensch zu sein erkor'n!
O große Freude! O große Freude!

Der Glanz der Herrlichkeit hat sich in uns verkleid’t,
die ew’ge Gottsgewalt erscheint in Knechtsgestalt.
O große Freude! O große Freude!

Der hohe Wunderheld, der Herrscher aller Welt
ist unser Brüderlein, will uns vom Tod befrei’n.
O große Freude! O große Freude!

Das liebe Jesulein liegt in dem Krippelein,
verkürzt uns alle Pein mit seinen Äugelein.
O große Freude! O große Freude!

Viel tausend Engelein hört man in Lüften schrei’n,
und uns zu Trost allda erhallt das Gloria.
O große Freude! O große Freude!

Das Verkündigungslied Freut euch, ihr Hirten all dichtete Angelus Silesius (1624-1677). Eigentlich lautete sein Name Johannes Scheffler und er war ein schlesischer Theologe, Lyriker und Arzt. Als Angelus Silesius schuf er nicht nur seine berühmten Epigramme »Geistreiche Sinn- und Schlussreime«, sondern auch Texte, die vertont und teilweise bis heute gesungen werden. So auch Freut euch, ihr Hirten all.

Wie alle Hirten- und Verkündigungslieder erzählt auch Freut euch, ihr Hirten all von der Geburt des Jesuskinds im Stall zu Bethlehem. »Gott ist ein Kind gebor'n, hat Mensch zu sein erkor'n!«, so lautet der Ruf, der durch die Lüfte hallt. Und deshalb lautet die Aufforderung an die Hirten: »jauchzt mit großem Schall«. Und jede der fünf Strophen endet mit einem doppelten: »O große Freude!«

Dem Text des Lieds merkt man seine mittelalterliche, geistliche Herkunft an. Phrasen wie »Der Glanz der Herrlichkeit« und »der hohe Wunderheld« sind Kindern schwer zu vermitteln. Das Lied eignet sich daher weniger für Kindergärten und Schulen. Es wird vorwiegend im kirchlichen Umfeld wie auch Gottesdiensten gesungen.

Und dennoch, die Kunde, die mit den Worten Freut euch, ihr Hirten all den Hirten übermittelt wird, ist die gleiche, von der auch all die anderen Hirtenlieder singen: »Gott ist ein Kind gebor'n, hat Mensch zu sein erkor'n!« Und dennoch fällt hier eine Kleinigkeit ins Auge, die andere Lieder oft auslassen oder umgehen, weil es zu geistlich wird: Gott wird hier als Kind geboren. Es ist nicht die Rede von »Gottes Sohn«, sondern Gott selbst wird hier als Kind geboren, um uns Menschen gleich zu sein. Dazu passen auch die Textfragmente »Gottsgewalt erscheint in Knechtsgestalt« und »ist unser Brüderlein«. Hier wird Gott als unseresgleichen dargestellt, als jemand, der sich zu uns gesellt, um dann unsere Schuld, die Erbsünde Adams und Evas zu übernehmen.

Tom Borg, 23. Oktober 2023

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