Freude, schöner Götterfunken

Friedrich Schillers An die Freude entstand im Sommer 1785 und wurde mehrfach vertont bis es schließlich mit Ludwig van Beethovens Meldoie aus dem 4. Satz seiner 9. Sinfonie kombiniert zu der heute bekannten Hymne wurde.

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Musiknoten zum Lied - Freude, schöner Götterfunken

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum.

Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.

Wem der große Wurf gelungen,
eines Freundes Freund zu sein
wer ein holdes Weib errungen,
mische seinen Jubel ein!

Ja, wer auch nur eine Seele
sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle
weinend sich aus diesem Bund!

Obwohl die Ode An die Freude zu den bekanntesten Chorwerken gehört und sogar zur Europahymne gekürt wurde, gibt es bezüglich der gesungenen Strophen einige Varianten, die u.a. darauf zurückzuführen sind, das Schillers Gedicht sehr lang geraten ist. Die vollständige Fassung samt Interpretation findet man im Friedrich Schiller Archiv. Oben sind nur die 4 am häufigsten gesungenen Textteile angegeben, die bei Schiller die Strophen 1 und 2 sind. Je nach Geschmack werden die Blöcke 2 und 4 oder auch nur einer am Ende wiederholt. Beethoven selbst benutzte im letzten Satz seiner berühmten 9. Sinfonie Schillers 1. und 3. Strophe vollständig und von den Strophen 2 und 4 nur Teile.

Mit der Wahl von Schillers An die Freude zum Text der Europahymne zeigten die Väter Europas ihre Hoffnung, dass Freude als Triebfeder für den Einzelnen und auch die Gemeinschaft zu dem Bund der Freude führen kann, den Schiller so sehr anstrebte: Die Freude als Triebfeder der Natur- und Geisteswelt.

Schillers 1785 entstandene Ode An die Freude spricht über eine vorbildliche Gesellschaft, in der Menschen gleichberechtigt sind und alle mit Freude und Freundschaft verbunden sind – ein Leitmotiv der Europäischen Gemeinschaft.

In der griechischen Mythologie ist Elysium oder auch Elysion die Insel der Seligen. Auf diese Insel gelangen alle, die von den Göttern geliebt wurden oder denen sie Unsterblichkeit schenkten.

Dass politische Seligkeit nicht unbedingt göttlich sein muss, sondern durchaus auch irdische Ursprungs ein kann, zeichnen Tobias Barth und Lorenz Hoffmann in ihrem Beitrag Wie ein Trinklied zur Europahymne wurde nach.

Schillers Worte passten damals in die Zeit, sie entsprachen dem Zeitgeist; vielmehr noch 60 Jahre später, als Hoffmann von Fallersleben mit So sei gegrüßt viel tausendmal den politischen Frühling beschwor. Schon damals waren »Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt« und »Alle Menschen werden Brüder« sehnsüchtige Ziele der Menschen.

Tom Borg, 19. April 2023

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