Es wohnt ein Pfalzgraf an dem Rhein
|: der hat drei schö - ne Töchterlein. :|
Die eine wohnt im Oberland,
|: die andre zog ins Niederland. :|
Die erste heirat früh hinweg,
|: die zweite hat sich ins Grab gelegt. :|
Die dritte zog dem Spielmann nach
|: und mußte eine Dienstmagd sein. :|
Sie reist im Lande hin und her,
|: zu suchen, wo ihre Schwestern wär'n. :|
Und als sie kam vor der Schwester Tür,
|: ganz still, ganz leise klopft sie dafür. :|
"Wer klopft, wer ist an meiner Tür,
|: der mir die sanfte Ruhe stört?" :|
"Ein Mädchen ist's, ganz hübsch und fein,
|: das möcht' so gerne Dienstmagd sein". :|
"Ach Mägdelein, du bist ja viel zu klein,
|: so gehst du auch gern mit den Herrelein?" :|
"Ach nein, ach nein, das tu ich nicht,
|: meine Ehre mir viel lieber ist." :|
"Ach Mägdelein, dich ding ich nicht,
|: du bist zu schön von Angesicht". :|
"Ach ding mich nur ein halbes Jahr,
|: ein halbes Jahr auf sieben Jahr." :|
"Ach Mägdelein, du bist so hübsch und so fein,
|: meinem Mann könnt'st du viel lieber sein!" :|
"Ach nein, ach nein, das will ich nicht,
|: ich will erfüllen meine Pflicht." :|
"Sie griff das Mädchen bei der Hand
|: und setzt es auf die Dienstmagdsbank. :|
Sie dingt das Mädchen auf ein Jahr,
|: daraus da wurden sieben Jahr. :|
Die sieben Jahre wurden lang,
|: das Mädchen wurde zu Tode krank. :|
Man fragt sie hin, man fragt sie her,
|: woher denn ihre Eltern wär'n. :|
"Ach Mädchen, du bist ja sterbenskrank,
|: sag' mir, wo ist dein Vaterland?" :|
"Ach, meine Eltern sind nicht weit,
|: meine Mutter steht zur rechten Seit'!" :|
"Das kann nicht sein, das kann nicht sein,
|: sonst wärst du ja mein Schwesterlein". :|
"Mein Vater ist Pfalzgraf an dem Rhein,
|: meine Mutter ist Königstöchterlein". :|
"Das glaub' ich nicht, das glaub' ich nicht,
|: daß du meine jüngste Schwester bist". :|
"Und so du es nicht glauben willst,
|: so geh' an mein Kist' und lies. :|
Darinnen liegt ein schönes Band,
|: das ist meinem Vater und Mutter bekannt. :|
Und in dem Eckschrein liegt ein Ring,
|: da steht meines Vaters Name drin". :|
Und als sie an die Kiste kam,
|: da war ihr Herz so voller Gram. :|
Und als sie es gelesen hat,
|: da rannen ihr die Tränen ab. :|
"Ach hättest du mir längst gesagt,
|: daß du meine liebe Schwester warst. :|
Du sollst in Samt und Seide gehn,
|: denn Samt und Seide stehn dir schön." :|
"Ach Samt und Seide mag ich nicht,
|: dafür ist mir meine Ehr' zu lieb." :|
"Ach Mann, ach Mann, bring Weck und Wein,
|: daß ich und meine Schwester lustig sein." :|
Sie brachten ihr nun Weck und Wein.
|: "Nun trink, mein liebes Schwesterlein." :|
"Ich brauch kein Weck, ich brauch kein Wein,
|: ich will zum kühlen Grab hinein. :|
Macht mir ein hölzern Kästelein,
|: darin will ich begraben sein. :|
Ein schneeweißes Kleid, ein Bretterhaus,
|: damit will ich zum Tor hinaus. :|
Zum Tor hinaus und nicht hinein,
|: die Erde soll meine Decke sein. :|
Ich will hinauf zu Jesu Christ,
|: wo er über mich sein Urteil spricht." :|