Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann

Kinderlied aus dem 18. Jahrhundert

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Musiknoten zum Lied - Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann

Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
in unserm Haus herum,
fidebum, um.
Er rüttelt sich, er schüttelt sich,
er wirft sein Säcklein hinter sich.
Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
in unserm Haus herum.

Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann ist ein Kinderlied aus dem 18. Jahrhundert, dessen Textdichter unbekannt ist. Der Text selbst ist auch in verschiedenen Varianten überliefert. Einer der frühen Belege findet sich 1808 in der von Achim von Arnim und Clemens Brentano herausgegebenen Liedanthologie »Des Knaben Wunderhorn« in der Abteilung Kinderlieder. Erk/Böhme geben in ihrem Deutscher Liederhort Band I Nr. 5 zwei Versionen, die aus Thüringen und Sachsen sowie aus der Umgegend von Erfurt stammen. Letztere Fassung mit dem Vermerk »vor 1820«.

Auch wesentliche Elemente der Melodie sind bereits im 18. Jahrhundert volkstümlich. Eine Vertonung durch Wilhelm Taubert (1811-1891) wurde 1847 im Wunderhorn veröffentlicht. Eine größere Ähnlichkeit findet sich im Studentenlied »Ich hab den ganzen Vormittag in einem fort studiert«, die vom Wiener Komponisten und Theaterkapellmeister Wenzel Müller (1767-1835) stammt, so dass er, möglicherweise mit Rückgriff auf ältere Vorlagen, als Komponist der heute üblichen Melodie angesehen wird.

Doch, was ist eigentlich ein »Butzemann«? Wilhelm Grimm bezeichnet den »Butzemann« in seinem Aufsatz »Kinderglauben« als »Kinderschreck« und beschreibt ihn als eine Gestalt, die sich in weiße Tücher gehüllt hat und einen Besen trägt. In Grimms Märchen »Der junge Riese« taucht ebenfalls ein Butzemann auf und bereits im alten Volksglauben war der Butzemann bekannt als Kinderschreck, der ungezogene Kinder heimsuchte und in einen Sack steckte. Solche schauerlichen Mythen reichen zurück bis in die Römerzeit.

Heute ist der Butzemann eine harmlose, lustige Spielfigur geworden, die im Kindergarten als Spiel- und Bewegungslied gesungen wird, das auf neueren Deutungen der Figur des Butzemanns basiert. Er war wohl ein Bettler, der sich rüttelt und schüttelt um epileptische Anfälle vorzutäuschen, und den Bettelsack hinter sich wirft in der Hoffnung, dass jemand diesen aufhebt und ihm etwas spendet.

In Anlehnung daran wird das Bewegungsspiel so gespielt, dass die Kinder einen Kreis bilden und ein weiteres Kind außerhalb des Kreises den Butzemann mimt. Dazu wird zu Beginn ein Spieler als Butzemann ausgelost. Während die Kinder nun das Lied singen hüpft der Butzemann außerhalb des Kreises mit den im Lied besungenen Bewegungen herum, »rüttelt und schüttelt sich«. Dabei lässt er ein Säckchen (oder Tüte) hinter einem Mitspieler fallen. Hat dieser das Säckchen bemerkt, läuft er hinter dem Butzemann her, einmal um den Kreis herum. Wer zuerst die Lücke erreicht hat, darf dort stehen bleiben, während der andere Spieler in der nächsten Runde der Butzemann ist.

Tom Borg, 6. März 2024

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