Schifferlied

(Es löscht das Meer die Sonne aus)

Das Schifferlied komponierte Friedrich Silcher. Der Textdichter ist unbekannt.

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Musiknoten zum Lied - Schifferlied

Es löscht das Meer die Sonne aus,
kühlendes Mondlicht ist erwacht.
Der gold'ne Adler lässt sein Haus
müde dem Silberschwan in der Nacht.
Flüsternd am Kahne glitzt der Brandung Lauf,
leise der Wind die Saiten rührt,
die Liebe zieht ihr Segel auf,
Sehnsucht das Ruder sicher führt.

Nun ruh' an meinem Herzen still,
sicher auf schwanker Wellen Flur,
ein Schlummerlied dir singen will,
rauschend die Wogen der Natur.
Küssend der Welle Nacken streift der Wind,
Liebchen, so lass die Wange mir,
und träume, dass dein Schifflein lind
ich durch das ganze Leben führ'.

Wie wiegt sich sanft der leichte Kahn,
Liebchen, mit deiner süßen Last,
als Muschel zieht er seine Bahn,
die einer Perle Kleinod fasst.
Ach, dass mein Arm die traute Schale war',
die dich umschlösse alle Zeit!
Mit meinem Ruder spielt das Meer,
Liebchen, mein Arm ist dir bereit!

Das sehnsuchtsvolle Liebes- und Abendlied Es löscht das Meer die Sonne aus, das auch unter dem Titel Schifferlied bekannt ist, schuf Komponist und Chorleiter Friedrich Silcher (1789 – 1860) als vierstimmigen Satz für Männerchor zu einem volkstümlichen Text.

Es löscht das Meer die Sonne aus ist ein melancholisches Lied, das die Gefühle von Liebe und Sehnsucht nach der Liebsten in eine in eine ebenso schwermütige wie hoffnungsvolle und sehnsüchtige Melodie verpackt. Aber seine volle Pracht entfaltet das Lied erst dann, wenn es von einem gut besetzten Männerchor vorgetragen wird. Der Montanara-Chor und Die Meistersinger haben hörenswerte Interpretationen eingesungen, die auf Youtube verfügbar sind.

Es löscht das Meer die Sonne aus ist eine poetische Umschreibung eines Sonnenuntergangs bei dem die Sonne langsam »im Meer versinkt«, was natürlich nicht wörtlich zu nehmen ist. Die Sonne versinkt nicht im Meer, sondern bewegt sich auf die andere Seite der Erde womit sie für uns verborgen bleib – bis zum nächsten Morgen. Doch für den kurzen Moment wo die Sonne gerade am Horizont über dem Meer verschwindet, erscheint sie rötlich, als würde sie verbrennen, während sie langsam von der Meeresoberfläche verdeckt wird. Es löscht das Meer die Sonne aus. Und mit der Dunkelheit des Abends kommt die Sehnsucht nach dem geliebten Menschen, dessen Nähe der der Sänger sich so ersehnt.

»Die Liebe zieht ihr Segel auf« und lässt das Verlangen nach der Nähe der oder des Liebsten wachsen. Zur geliebten Person geht die Reise, dahin »Sehnsucht das Ruder sicher führt«. Doch in der dritten Strophe klingt durch, dass es die Liebste ist, die im Kahn sitzt und entschwindet. Denn vom Kahn heißt es: »als Muschel zieht er seine Bahn, die einer Perle Kleinod fasst«. Und der Sänger fügt voller Liebe und Sehnsucht hinzu: »Ach, dass mein Arm die traute Schale war', die dich umschlösse alle Zeit! «

Doch es löscht das Meer die Sonne aus, die Nacht schleicht heran und das Liebchen ist weit fort. Doch es bliebt die Sehnsucht und die Hoffnung, dass die Sonne morgen wieder aufgeht und das Liebchen vielleicht etwas näher rückt.

Ein stimmungsvolles Lied dessen Sehnsucht in der Melodie und den Harmonien widerhallt.

Tom Borg, 16. Juni 2023

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