Ermuntre dich, mein schwacher Geist

Weihnachtslied von Johann Rist

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Musiknoten zum Lied - Ermuntre dich, mein schwacher Geist

Ermuntre dich, mein schwacher Geist,
und trage groß Verlangen,
ein kleines Kind, das Vater heißt,
mit Freuden zu empfangen.
Dies ist die Nacht, darin es kam
und menschlich Wesen an sich nahm,
dadurch die Welt mit Treuen
als seine Braut zu freien.

Willkommen, süßer Bräutigam,
du König aller Ehren,
willkommen, Jesus, Gottes Lamm,
ich will dein Lob vermehren,
ich will dir all mein Leben lang
von Herzen sagen Preis und Dank,
dass du, da wir verloren,
für uns bist Mensch geboren.

O Freudenzeit, o Wundernacht,
dergleichen hie gefunden,
du hast den Heiland hergebracht,
der alles überwunden,
du hast gebracht den starken Mann,
der Feur und Wolken zwingen kann,
vor dem die Himmel zittern
und alle Berg erschüttern.

Brich an, du schönes Morgenlicht,
und lass den Himmel tagen.
Du Hirtenvolk, erschrecke nicht,
weil dir die Engel sagen,
dass dieses schwache Knäbelein
soll unser Trost und Freude sein,
dazu den Satan zwingen
und letztlich Frieden bringen.

O liebes Kind, o süßer Knab,
holdselig von Gebärden,
mein Bruder, den ich lieber hab
als alle Schätz auf Erden;
komm, Schönster, in mein Herz hinein,
komm eilend, lass die Krippen sein,
komm, komm, ich will beizeiten
dein Lager dir bereiten.

Lob, Preis und Dank, Herr Jesus Christ,
sei dir von mir gesungen,
dass du mein Bruder worden bist
und hast die Welt bezwungen;
hilf, dass ich deine Gütigkeit
stets preis in dieser Gnadenzeit
und mög hernach dort oben
in Ewigkeit dich loben.

Das im geistlichen Tenor verfasste Weihnachtslied Ermuntre dich, mein schwacher Geist dichtete der im Hamburger Stadtteil Ottensen geborene Dichter und später in Holstein tätige evangelisch-lutherische Prediger Johann Rist (-1607-1667). Der ebenfalls aus Hamburg stammende Musiker und Komponist Johann Schop (um 1590-1667) schuf die Melodie dazu. Erstmals veröffentlicht wurde das Lied 1641 in Rists Liedersammlung »Himmlische Lieder«.

Die sanfte Melodie erzeugt eine Atmosphäre der Ruhe und des Friedens, die den Zuhörer dazu einlädt, sich auf das Neue einzulassen. Denn es gilt, »ein kleines Kind, das Vater heißt, mit Freuden zu empfangen«. Das fühlt sich nicht gerade einfach an. Ein Kind zu empfangen und es als Vater anzuerkennen, ist reichlich viel verlangt. Doch es ist nicht irgendein Kind, sondern Jesus, der in der zweiten Strophe als »Gottes Lamm« bezeichnet wird.

Die Ankunft Jesu Christi, das zentrale Ereignis der christlichen Lehre, steht bevor und Rist beschreibt sie als eine Quelle der Hoffnung und Erlösung für die Menschheit, weil sie Gottes Liebe symbolisiert, der sich in menschlicher Gestalt zeigt, um den Menschen Heil und Frieden zu bringen.

Wir sollen Gott vertrauen. Die Worte »Ermuntre dich, mein schwacher Geist, und trau auf Gottes Güte« vermitteln die Botschaft, dass Gott uns in unseren Schwächen stärkt und dass unser Vertrauen auf seiner Gnade und Liebe ruhen sollte. Die Freude über die Geburt Christi wird als Grundlage für Trost und Zuversicht präsentiert, selbst inmitten schwieriger Herausforderungen.

Das lyrische Ich ist sich seines schwachen Geists bewusst und spricht sich selbst Mut zu. Denn die Geburt Jesu ist ein Zeichen der Hoffnung und der Liebe Gottes. Das Ich, mit dem Rist im Namen aller Menschen spricht, betrachtet den »Herr Jesus Christ« als Bruder, der »die Welt bezwungen«. Denn Jesus Christus wurde geboren, um uns zu retten. Wir müssen es nur zulassen

Tom Borg, 5. Dezember 2023

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