Das Jagdlied Ein Jäger aus Kurpfalz, das vor allem durch fliegende Blätter verbreitet wurde, ist seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts bekannt. Der Komponist Mendelssohn-Bartholdy bezeichnete es einmal in einem Brief an seine Schwester als das »Pfälzische Nationallied, das den ganzen Tag gesungen wird.« Aber auch bei unseren südlichen Nachbarn in der Schweiz und Österreich ist das Lied wohlbekannt und wird gerne gesungen.
Die Melodie im flotten 2/4-Takt begeistert bis heute Jung und Alt. In Kindergärten und Grundschulen wird es auch heute noch gesungen, wenn auch mit rückläufiger Tendenz. Lieder über das Jagen sind heutzutage nicht mehr erste Wahl.
Wer allerdings der so vielbesungene Jäger ist, darüber streiten sich nicht nur die Gelehrten. Im Laufe der Jahre wurde über diverse Namen spekuliert; geklärt wurde es aber bis heute nicht. Das tat der Beliebtheit des Liedes jedoch keinen Abbruch.
Unstrittig ist hingegen, dass in damaligen Zeiten die Jagd auch immer ein willkommener Anlass zum feuchtfröhlichen Feiern sowie für sexuelle Vergnügungen war, was sich im Lied Ein Jäger aus Kurpfalz spätestens in der fünften Strophe bemerkbar mit der Umschreibung vom Kuckuck, der die ganze Nacht schreit. Dabei fängt das Lied durchaus züchtig an. So züchtig, dass die erste Strophe auch gerne als Kinderlied bezeichnet und gesungen wird.
Bis heute ist Ein Jäger aus Kurpfalz in vielen Liederbüchern enthalten, Dabei fällt jedoch auf, dass in der Regel die erotisch angehauchten Strophen nicht erwähnt werden, was den Volksmund jedoch nicht davon abhielt zusätzliche Strophen zu dichten.
Die Beliebtheit des Lieds Ein Jäger aus Kurpfalz zeigt sich nicht zuletzt auch in den unzähligen Parodien, die es auf die bekannte Melodie gibt. Einen interessanten Text schrieb der politische Freigeist Heinrich Hoffmann von Fallerleben 1844 – nicht unbedingt zur Freude der damaligen Obrigkeit – unter dem Titel »Das erwachte Bewusstsein«.
p>Bei einer Pfeif’ Tabak,
bei einer guten Pfeif’ Tabak
und einem Glase Bier
politisieren wir.
Juja, juja!
fürwahr der Staat,
der solche Bürger hat.
Da wird dann viel erzählt,
gar viel und mancherlei erzählt,
gestritten und gelacht,
und mancher Witz gemacht.
Juja, juja!..
Dann stoßen wir auch an,
auch auf die deutsche Freiheit an,
und unsre Polizei
sitzt fröhlich mit dabei.
Juja, juja!...
Und wenn die Stunde schlägt,
und wenn die Feierstunde schlägt,
löscht man die Lichter aus,
und wir, wir gehn nach Haus.
Juja, juja!...
Tom Borg, 27. April 2023