Dies ist der Tag, den Gott gemacht

Dies ist der Tag, den Gott gemacht wird gesungen nach der Melodie des Weihnachtslieds Vom Himmel hoch da komm ich her

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Musiknoten zum Lied - Dies ist der Tag, den Gott gemacht

Dies ist der Tag, den Gott gemacht,
sein werd in aller Welt gedacht;
ihn preise, was durch Jesus Christ
im Himmel und auf Erden ist.

Die Völker haben dein geharrt,
bis dass die Zeit erfüllet ward;
da sandte Gott von seinem Thron
das Heil der Welt, dich, seinen Sohn.

Wenn ich dies Wunder fassen will,
so steht mein Geist vor Ehrfurcht still;
er betet an und er ermisst,
dass Gottes Lieb unendlich ist.

Damit der Sünder Gnad erhält,
erniedrigst du dich, Herr der Welt,
nimmst selbst an unsrer Menschheit teil,
erscheinst im Fleisch und wirst uns Heil.

Herr, der du Mensch geboren wirst,
Immanuel und Friedefürst,
auf den die Väter hoffend sahn,
dich, Gott Messias, bet' ich an.

Du, unser Heil und höchstes Gut,
vereinest dich mit Fleisch und Blut,
wirst unser Freund und Bruder hier,
und Gottes Kinder werden wir.

Durch Eines Sünde fiel die Welt,
ein Mittler ist's, der sie erhält.
Was zagt der Mensch, wenn der ihn schützt,
der in des Vaters Schoße sitzt?

Jauchzt, Himmel, die ihr ihn erfuhrt,
den Tag der heiligsten Geburt;
und Erde, die ihn heute sieht,
sing ihm, dem Herrn, ein neues Lied!

Dies ist der Tag, den Gott gemacht,
sein werd in aller Welt gedacht;
ihn preise, was durch Jesus Christ
im Himmel und auf Erden ist.

Das Weihnachtslied Dies ist der Tag, den Gott gemacht ist ein Kirchenlied, das der Dichter und Moralphilosoph Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) 1757 in seiner Sammlung Geistliche Oden und Lieder (Leipzig 1757, S. 72-74) unter dem schlichten Titel »Weihnachtslied« veröffentlichte. Gesungen wird das Lied nach der Melodie des Weihnachtslieds Vom Himmel hoch, da komm' ich her.

Gellert, ein Zeitgenosse von Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803), studierte Theologie und Philosophie, scheiterte aber als Prediger an seiner Schüchternheit. Stattdessen hielt er ab 1745 in Leipzig Vorlesungen über Poesie, Beredsamkeit und Moral. 1757 fasste er seine Beiträge zu einer zeitgemäßen geistlichen Poesie zusammen und veröffentlichte sie in der Sammlung Geistliche Oden und Lieder. Von diesen Texten wurden einige vertont und sind bis heute in kirchlichen Gesangbüchern enthalten. So auch Dies ist der Tag, den Gott gemacht, dessen Text bereits seit 1755 bekannt ist.

Wie von dem Philosophen Christian Fürchtegott Gellert nicht anders zu erwarten, verzichtet er auf legendenhafte Erzählungen rund um die Weihnachtsgeschichte und konzentriert sich ganz auf die Erklärung und Interpretation des Weihnachtswunders.

Mit »Dies ist der Tag«, einem Vers aus Psalm 118:24, beginnt das Lied und erläutert uns die Menschwerdung Gottes Schritt für Schritt. »Dies ist der Tag« hebt die Wichtigkeit des Ereignisses hervor, betont und erinnert uns, dass wir auf diesen Tag gewartet haben, so wie es in der zweiten Strophe mit »Die Völker haben dein geharrt« zum Ausdruck kommt. Jesus wird als der Erlöser geschildert, der die Erbsünde Adams und Evas auf sich nehmen und die Menschheit von der Schuld befreien und erlösen soll. »Damit der Sünder Gnad erhält«, also wir Menschen, »erniedrigst du dich, Herr der Welt«. So heißt es in Strophe vier. Die Strophen fünf und sechs heben die Menschwerdung hervor und münden in der siebten Strophe mit der Feststellung: »Durch Eines Sünde fiel die Welt, ein Mittler ist's, der sie erhält«.

Die Menschwerdung Gottes in seinem Sohn Jesus, der als Mensch die Schuld der Menschheit auf sich nimmt und damit die Menschheit erlöst und mit Gott vereint, darum geht es Gellert in der Kernaussage des Lieds. Darum ist Weihnachten »der Tag, den Gott gemacht«.

Die schnörkellose Mitteilung eines Philosophen – und dennoch poetisch formuliert.

Tom Borg, 24. Oktober 2023

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