Die Macht der Tränen

(Es kam von einer Neustadt her ein Wittfrau sehr betrübet)

Das schlesisches Volkslied Die Macht der Tränen besingt das Märchen vom »Tränenkrüglein«. Nach allgemeinem Volksglauben früherer Zeit stören die vergossenen Tränen dem beweinten Verstorbenen die Totenruhe.

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Musiknoten zum Lied - Die Macht der Tränen

Es kam von einer Neustadt her
ein Wittfrau sehr betrübet.
Es war gestorb'n ihr liebes Kind,
das sie von Herzen geliebet.

Sie ging einmal ins Feld hinaus,
ihr' Traurigkeit zu lindern;
da kam das liebe Jesulein,
mit so viel weißen Kindern.

Mit weißen Kleidern angetan,
mit Himmelsglanz verkläret,
mit einer schönen Ehrenkron
war'n diese Kinder gezieret.

Und als die Mutter ihr Kind erblickt,
schnell tat sie zu ihm laufen:
"Was machst du hier, mein liebes Kind
dass du nicht bist beim Haufen?"

"Ach Mutter, liebste Mutter mein,
der Freud muß ich entbehren;
hier hab ich ein'n sehr großen Krug,
muss sammeln eure Tränen.

Habt ihr zu weinen aufgehört,
vergessen eure Schmerzen,
So find ich Ruh in dieser Erd
das freute mich von Herzen."

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