Die Lorelei

(Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin)

Das von Heinrich Heine (1797-1856) gedichtete und von Friedrich Silcher (1789-1860) vertonte Lied Die Lorelei besingt eine sagenhafte Zauberin, die auf dem Loreley-Felsen am Rhein ihr blondes Haar kämmend den Geliebten erwartet und mit ihrem Gesang die Schiffer auf dem Rhein so betört und ablenkt, dass diese mit ihren Schiffen auf Grund laufen und ertrinken.

Downloadformate

Musiknoten zum Lied - Die Lorelei

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
dass ich so traurig bin;
ein Märchen aus alten Zeiten,
das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
und ruhig fließt der Rhein,
der Gipfel des Berges funkelt
im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
dort oben wunderbar;
ihr gold'nes Geschmeide blitzet,
sie kämmt ihr gold'nes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
und singt ein Lied dabei,
das hat eine wundersame,
gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
ergreift es mit wildem Weh,
er schaut nicht die Felsenriffe,
er schaut nur hinauf in die Höh'.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
am Ende Schiffer und Kahn,
und das hat mit ihrem Singen
die Lorelei getan.

Mit dem Lied Die Lorelei wurde dem Felsen Loreley ein musikalisches Denkmal gesetzt. Auch wenn es bei weitem nicht das einzige Lied über die Loreley ist, es wurde das bekannteste Lied, das auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist.

Der Felsen Loreley liegt im Rhein-Lahn-Kreis und gehört heute zur Verbandsgemeinde Loreley. Es ist die Gegend, wo der Mittelrhein sich durch Gebirge, Felsen und Steilhänge hindurchschlängelt. Für Touristen eine malerisch schöne Kulisse. Für die Schifffahrt jedoch eine gefährliche Passage, denn der Loreley-Felsen zwingt dem Rhein nicht nur zu einem kurvenreichen Verlauf, sondern verengt auch das Flussbett auf 145-160 Meter Breite. Einige besonders gefährliche Felsstücke an der Loreley wurden deshalb in den 1930er Jahren gesprengt. Tückisch blieb die Durchfahrt aber dennoch. Bis heute ereignen sich immer wieder Zwischenfälle, auch wenn die ganz großen Gefahren beseitigt wurden.

In den früheren Jahrhunderten konnte man viele dieser Gefahren noch nicht erklären und erkennen, was die Loreleypassage zu einem gefährlichen Abenteuer machte und den Mythos des Überirdischen begründete.

Für das mysteriöse siebenfache Echo wurde früher für ein übernatürliches Phänomen gehalten. Heute weiß man: »Das Rauschen des dem Loreleyfels gegenüberliegenden hohen Galgenbach-Wasserfalls und auch das Rauschen der früher an Untiefen und Klippen sich brechenden Rheinströmung wurde als Echo von den vielen Felsüberhängen nach unten reflektiert und erschien so, als ob es von den Felsen herstammte«. Mehr zur Geschichte des Felsens in wikipedia.

Aufgrund dieser natürlichen, aber damals unerklärlichen, Phänomene haftete dem Felsen recht bald ein Ruf des Übernatürlichen an. Denn irgendeine Erklärung musste es ja geben für die vielen Unglücke und Schiffsunfälle der früheren Jahrhunderte.

Der Lorelei-Mythos

Bereits im Mittelalter war der markante Loreley Felsen als Wegmarke und gefährlicher Stelle für die Schifffahrt bekannt. Aus der damaligen Unwissenheit erwuchs die sagenumwobene Geschichte der schönen Nixe Lorelei wieder, die durch ihren Gesang Schifferboote in die Irre geleitet haben soll.

1801 war es der Schriftsteller Clemens Brentano (1778-1842) der aus dem Felsen eine Person machte mit seiner Ballade Zu Bacherach am Rheine. Sie beginnt mit den Versen:

Zu Bacharach am Rheine
Wohnt' eine Zauberin,
Sie war so schön und feine
Und riß viel Herzen hin.

1846/1847 griff Brentano das Thema Loreley in seinen Rheinmärchen erneut auf. Dabei wird aus dem Mädchen eine Fee. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird Loreley zum ersten Mal mit dem Sinken eines Schiffs in Verbindung gebracht. Ebenso das Bild von einer Frau, die auf dem Felsen sitzt und sich das goldene Haar kämmt, sowie die Geschichte der wunderschönen jungen Frau mit schwarzem Rock und weißem Schleier, die in tiefster Trauer weint, während sie ihr langes blondes Haar kämmt. Dann gerät das Schiff in einen Strudel, dreht sich und wird vom Rhein verschlungen.

Daraus entstand das Image der Loreley als sagenhafte Zauberin, die auf dem Loreley-Felsen am Rhein bei Oberwesel ihr blondes Haar kämmend den Geliebten erwartet und mit ihrem Gesang die Schiffer auf dem Rhein so betört und ablenkt, dass diese mit ihren Schiffen auf Grund laufen und ertrinken.

1823 griff Heinrich Heine (1797-1856) das Loreley-Motiv auf und schuf sein Gedicht Die Lore-ley mit der Anfangszeile Ich weiß nicht, was soll es bedeuten. Fünfzehn Jahre später, 1838, komponierte Friedrich Silcher (1789-1860) seine Melodie zu Die Lorelei. Es sollte eines seiner schönsten und erfolgreichsten Lieder werden, das auch über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt wurde und auch heute noch gerne gesungen wird.

Tom Borg, 17. Juni 2023

 Top