Das war der Graf von Rüdesheim,
mit Gütern reich beglückt,
der hat des Winzers holder Maid
zu tief ins Aug' geblickt.
Doch als er ihr die Lieb' gestand,
lacht sie ihm ins Gesieht;
der Graf ritt tief gekränkt nach Haus
und mied des Tages Licht.
Und er saß und vergaß
in seiner Burg am Rhein
seinen Schmerz,
denn das Herz
tröstet Rüdesheimer Wein.
Wohl sieben Jahre saß er so
geschieden von der Welt
und gab für Rüdesheimer Wein
hin all sein Gut und Geld;
wohl vierzig Güter gab er bin
für edles Rebenblut,
und als das letzte Jahr verging,
ging auch das letzte Gut.
Und er saß und vergaß
in seiner Burg am Rhein
seinen Schmerz,
denn das Herz
tröstet Rüdesheimer Wein.
Doch als das letzte Gut vertan,
ging es dem Grafen schlecht;
ein andrer Herr bezog das Schloß,
da ward der Graf ein Knecht.
Die ganze Woche plagt' er sich
im Wirtshaus vor der Burg;
was in der Woche er verdient',
bracht' er am Sonntag durch.
Und er saß und vergaß
im Kellerloch am Rhein
seinen Schmerz,
denn das Herz
tröstet Rüdesheimer Wein.
Und die euch dieses Lied erdacht,
die waren selber dort;
zu Fuß kam man den Berg herab,
die Gelder waren fort.
Man haderte mit dem Geschick
und härmte sich gar sehr;
da hörte man vom edlen Graf
die wundersame Mär.
|:Und man saß und vergaß
vor seiner Burg am Rhein
seinen Schmerz,
denn das Herz
tröstet Rüdesheimer Wein.